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Hauptburgenname Wildenstein
ID 1343
Objekt Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG Mannersdorf bei Zelking
OG/MG/SG Zelking-Matzleinsdorf
VB Melk
BMN34 rechts 668025
BMN34 hoch 337340
UTM 33N rechts 517120.17
UTM 33N hoch 5335132.93
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt Von Hofstetten asphaltierter Güterweg ca. 300 m nach NW bis zu einem markanten bewaldeten Hügel.
Geschichte 1281 stiftet der Ministeriale Bernhard Häusler zu Wildenstein ein Seelgerät zu Melk. Seine Söhne Otto und Marquard die Häusler v. Wildenstein sind bereits ab 1277 bezeugt, Marquard bis 1302, Otto unternahm 1305 einen Romzug und lebte noch bis 1316. Seine Witwe widmet 1322 den Häuselhof in Klein-Schollach für ihr Begräbnis nach Melk, wo einer ihrer Verwandten, Konrad Häusler, als Abt gewirkt hatte. 1348 wird vom "Häuslerguet zu Wildenstain" gesprochen. Die auch andernorts reich begüterte Ritterfamilie ist bis 1477 quellenmäßig nachzuweisen. Für Wildenstein fehlen ab 1350 jedoch urk. Nachrichten. Um 1456 sind die Hrn. v. Wallsee Grundherren. 1500/10 wird vom "öden Schloss" Wildenstein berichtet. Laut einer Melker Chronik jedoch lässt Kg. Matthias Corvinus 1486/87 Wildenstein, "ein öd Schloss bawen", also wiedererrichten. 1591 erscheint nur noch das Amt Wildenstein. Der Burgstall gehört heute zum Grundbesitz der Fam. Wieseneder, Hofstetten.
Text M.K., G.R.
Lage/Baubeschreibung Die Burganlage liegt 2,5 km südwestl. von Zelking bzw. 750 m westl. der Ortskapelle von Mannersdorf am sanft gegen die Rotte Hofstetten fallenden linken Talhang der Melk. Die Anlage benutzt hier einen niedrigen natürlichen Hügel, der 300 m nordwestl. von Hofstetten aus dem beackerten Umland ragt und heute durch dichte Bewaldung gekennzeichnet ist. Durch den Bewuchs sind Größe, Mächtigkeit und Ausprägung der Erdsubstruktionen erst bei einer näheren Geländebegehung in vollem Umfang zu erkennen. Die Burg gehört wohl zu den beeindruckendsten und typologisch bemerkenswertesten Wehranlagen des Bezirks. Die überraschend komplexe Gestalt der Erdwerke ist durch den Vermessungsplan von Pöchhacker dokumentiert, dieser zeigt die Ausdehnung der Geländeaufbereitungen, die über eine Fläche von rund 100 x 120 m zu verfolgen sind. Zentrum der Burganlage ist das bergwärts im N situierte, etwa kegelstumpfförmige Kernwerk. Das massige Erdwerk ist bis zu 10 m hoch, der Basis-Durchmesser beträgt 60–70 m. Auf dem Plateau sind Schutthügel, Futtermauern und sogar aufgehende Mauern einer offensichtlich mehrteiligen und mehrphasigen Massivbebauung erhalten. Die über weite Strecken rekonstruierbaren, mehrfach polygonal abgewinkelten Beringfronten umschlossen eine Fläche von durchschnittlich 40 x 30 m, orientiert W-O. An der NO-Ecke, wo das Kernwerk durch einen bereits aufgelassenen Steinbruch beschädigt ist, sind aufgehende Mauerreste einer sichtlich mehrphasigen Gebäudesituation erhalten, die dem polygonalen Verlauf des Berings folgt. Die Schuttansammlungen lassen generell eine wohl allseitige, randständige Bebauung vermuten, Aufschlüsse zur Funktion der Gebäude sind heute jedoch nicht mehr zu gewinnen. Im NW ist der noch etwa 7 m tiefe, im oberen Bereich ausgemauerte, aus dem Fels geschlagene Schacht eines Brunnens erhalten. Südwestl. bis südöstl. umzieht ein bogenförmig angelegter, ca. 80 m langer Graben das Kernwerk. Er ist bis zu 8 m tief, die Sohlbreite beträgt 5 m. Dem Bogen des Grabens folgt die Form der südl. angeschlossenen Vorwerke. Im SW ist dem Graben ein starker, ca. 50 m langer Wallbogen vorgelagert, der sich westl. deutlich verbreitert und einen "Turmhügel" ausbildet. Am östl. Ende ist dem Wall ein gegen SO vortretendes, durchschnittlich 40 x 30 m großes trapezförmiges Plateau angeschlossen. Dieses 4–5 m hohe Erdwerk trug den ehem. Meierhof der Burg, geringe Reste einer Massivbebauung laufen relativ geradlinig angelegt über eine Fläche von durchschnittlich 30 x 30 m. Die S- und vor allem die O-Ecke dieses Plateaus erscheinen bastionsartig ausgebaut, im Zentrum ist eine starke Eintiefung zu beobachten, vielleicht der Rest einer Zisterne oder eines Kellers. Die Gliederung der Burganlage lässt eine Erschließung der beträchtlich höher liegenden Kernburg über eine aufwändige Brückenkonstruktion vom Meierhofareal aus erwarten. Das starke feldseitige Vortreten des Wirtschafts- bzw. Meierhofplateaus führte zu einer entsprechenden Störung an der S-Seite der Anlage, diese Lücke wurde durch die Anlage eines weiteren Vorwerks geschlossen. Dieses 40 m lange und 8–12 m breite Plateau war allseits durch 2–3 m tiefe Gräben isoliert, mit seiner Form reagiert es auch auf den "Turmhügel" am westl. Ende des Wallbogens. Pöchhackers Plan lässt eine weitere Wallsicherung im S des Vorwerks erschließen, darüber hinaus die gesamte W-Seite und auch das Kernwerk umziehende Grabenanlagen. Nördl. der Burg fließt ein kleines Bachgerinne, nordwestl. weist das "Teichfeld" auf eine ehem. Teichanlage, die zwar noch bedingt erkennbar ist, deren Damm jedoch abgetragen und tlw. zur Verfüllung der örtlichen Grabenanlagen verwendet wurde. Die bereits verstürzten Mauerschalen des Berings sind über die Mauertechnik nur eingeschränkt zu datieren, eine Zeitstellung vom späten 13. Jh. – der Zeit der ersten urk. Erwähnung – bis zum 14. Jh. ist möglich. Die Gebäudereste im NO sind durch die stärker ausgezwickelten Strukturen dem 14. Jh. zuzuweisen. Nach einem Fundbericht von Bors, der die Anlage als "Hausberg mit angeschlossenem Meierhof" anspricht, endete die Sitzfunktion der Burg im frühen Spätmittelalter. Nach der Verödung dürfte der angeschlossene Meierhof bis in das späte Mittelalter ihre wirtschaftliche Funktion weitergeführt haben. Die Keramik- und Metallfunde (darunter Fragmente von Ofenkacheln, z. T. von figural verzierten Blattkacheln, sowie von Werkzeugen) aus dem Bereich des Meierhofs datieren zwischen dem 14. und dem späten 15. Jh., was die Vermutungen hinsichtlich der Nutzungsdauer bestätigt. Als 1591 das Amt Wildenstein genannt wird, war wohl auch der Meierhof bereits verödet. Ein bei der Burg aufgefundener Schaller, eine in der Spätgotik verbreitete Helmform, und weitere Kleinfunde werden im Pöchlarner Museum verwahrt. Teile der Burg sind noch heute mit Keramikscherben übersät.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Große, gut erhaltene Burgstelle in Hausbergform, geringe Mauerreste. Frei zugänglich.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 138
  • Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 404 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser Dunkelsteinerwald. Niederösterreichs Burgen und Schlösser II/2 (Birken-Reihe), Wien 1973, 185 f.
  • Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 845
  • Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 125 f.
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 30/1991, 331 f.
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 VII, W 316
  • Franz Hutter, Melkfluß – Medjilica – Grenzfluß. Unsere Heimat 35/4–7, Wien 1964, 63–73, 66 f.
  • Herbert Pöchhacker, Burgen im Bezirk Melk. Ungedrucktes Manuskript. Scheibbs o. J. (1990)
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale II. Viertel ober dem Wienerwald. Wien o. J. (1988), Nr. 76/3
  • Wüstungsarchiv der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie. URL http://www.univie.ac.at/wuestungsforschung/archiv.htm (Kurt Bors, Stand: 2008), Nr. 2022,10
Blick auf die Vorburg (2003) - © Patrick Schicht
Blick auf die Vorburg (2003)
© Patrick Schicht
Lageplan (1988) - © Herbert Pöchhacker, K. Wolfram
Lageplan (1988)
© Herbert Pöchhacker, K. Wolfram