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Hauptburgenname Gießhübl
ID 1908
Objekt Ansitz|Turmhof|Dorfturm
Adresse 3643 Gießhübl 1
KG Gießhübl am Jauerling
OG/MG/SG Maria Laach am Jauerling
VB Krems-Region
BMN34 rechts 677947
BMN34 hoch 354098
UTM 33N rechts 526745.21
UTM 33N hoch 5352052.67
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Von Spitz an der Donau, Groisbach, Aggsbach Markt oder Schallemmersdorf führen Landesstraßen Richtung Maria Laach und Jauerling. Ca. 3 km nördl. von Maria Laach zweigt die Zufahrt nach Gießhübl ab, wo vor dem Turmhof Parkmöglichkeiten vorhanden sind. RAD: Wie o. b. (wobei ein großer Höhenunterschied zu berücksichtigen ist) vom „Donauradweg“ abzweigen.
Geschichte Der kuenringische Klient Peter v. Schwallenbach wird 1382 mit Melker Lehen in Maria Laach belehnt. 1424/28 wird „ain hof genannt zu Gissubel“ erstmals erwähnt. 1428 belehnt Hzg. Ludwig v. Bayern Niklas (I.) Truchseß v. Staatz-Drasenhofen mit dem Hof zu Gießhübl. Dessen Sohn ersucht noch 1469 um die Wiederbelehnung. Der berühmte Maria Laacher Hochaltar von 1480/1514 ist verm. eine Stiftung der Schwestern Ursula Hohenberger und Magdalena Fünfkircher, Töchter des Rats, Hubmeisters und Hofmarschalls Kg. Ladislaus’, Niklas’ (II.) Truchseß v. Staatz-Drasenhofen, deren Wappen neben Darstellungen ihrer Namenspatroninnen auf der Predella abgebildet sind. Die 1545 mit Hans Truchseß v. Staatz im Mannesstamm ausgestorbenen Truchsessen von Staatz-Drasenhofen sind in Maria Laach ab 1428 etwa ein Jh. lang Lehensleute der bayer. Hzge., 1480 werden die Laacher Lehen von Hzg. Georg v. Bayern-Landshut an sie ausgegeben. In der Pfk. Maria Laach bestand auch ein Jahrtag der Truchseß. 1562 ist als Besitzer des Gießhübler Hofes Oswald v. Eitzing nachweisbar. 1653 wird der Hof im Urbar der Hft. Zeißing erwähnt. Ab 1890 ist Karl Wagesreiter Besitzer, ab 1922 die Fam. Zeillinger.
Text G.R., A.H.Z.
Lage/Baubeschreibung Der Weiler Gießhübl liegt 2 km nordöstl. von Maria Laach am Jauerling bzw. 2,5 km südöstl. des Jauerling-Gipfels. Der Turmhof, Gießhübl Nr. 1, nimmt den W-Rand der kleinen Siedlung ein, wo er die schmale Durchfahrtsstraße zu einem jähen Bogen zwingt. Der Hof liegt auf völlig offenem, ebenem Gelände, allfällige periphere Anlagen, wie Gräben oder Wälle, könnten durch landwirtschaftliche Nutzung verschwunden sein. Trotz Abbruch einzelner Teile und rezenter Überformungen bietet er ein ma. Bild. Innerhalb des ausgedehnten, rechteckigen, W-O-orientierten Berings sind mehrere randständige Gebäude bzw. Gebäudegruppen angeordnet. Die (heutige) Zugangsseite im O integriert zentral einen quadratischen, 3-gesch. Turm mit Satteldach zwischen gemauerten Giebeln, der diese Seite des Hofes prägt. Der Turm wurde rezent für Wohnzwecke adaptiert und mit Anbauten und großen Fenstern versehen. Der vermauerte Spitzbogen an der Feldseite des Erdgeschoßes mit darüber befindlicher Entlastungskonstruktion wird als Tor gedeutet, könnte aber auch der Rest einer Fenstergruppe einer ehem. Block- oder Bohlenstube sein. Südl. des Turmes ist ein rechteckiger, 2-gesch., modern überformter Wohnbau angestellt. An der südl. Beringfront schließt an diesen ein mehrphasiges, 3-teiliges, bereits ruinöses Gebäude an. Urspr. bestand nur der westl., Teil, der im 1. Obergeschoß ein vermauertes Trichterfenster einer ehem. Block- oder Bohlenstube zeigt. Der südl. Bering ist gegen W großteils abgebrochen, nur die erhaltene SW-Ecke markiert die urspr. Ausdehnung. Ein weiterer Wohnbau steht an der N-Seite. Der 2-gesch., etwa quadratische, giebelständige Bau zeigt den Abzug einer Rauchküche und weitere Details, die ihn als ma. ausweisen. Er diente bis zuletzt als bäuerliches Wohnhaus. Der nördl. Bering ist fast durchgehend erhalten, im östl. Bereich angestellte Gebäude sind durch Lichtscharten und die ehem. Verzahnung rekonstruierbar, aber nicht mehr erhalten. Im westl. und nordwestl. Hofbereich sind große jüngere Wirtschaftsgebäude entstanden, die die Altbauten dieses Bereiches ablösten. Nach Auskunft des vormaligen Eigentümers befand sich auch hier ein Gebäude, das gegen den Hof gerichtete Lichtscharten besaß. Am nördl. und östl. Bering sind feldseitig sekundär angebaute Abortschächte vorhanden, die auf die Wohnfunktion der örtlichen Gebäude weisen. Das zumeist großflächig sichtbare Bruchsteinmauerwerk aus Gneis lässt aufgrund der Bandbreite der Ausbildung mehrere Bauphasen erschließen. Der lagerhafte Versatz mit fast durchgehender Kompartimentbildung lässt die ältesten Bauteile wohl in die Zeit um 1300 datieren, die sekundären entstammen dem 14. Jh. und tlw. (der nördl. Wohnbau) dem 15. Jh. Zahlreiche Detailformen, wie am östl. Turm und am südl. Wohnbau unterstützen diesen frühen Datierungsansatz. Unmittelbar südl. des Hofes liegt eine versumpfte Senke, die einst einen großen Teich bildete, von dem heute nur ein kleiner Rest erhalten ist. Bei Erdarbeiten wurde noch eine hölzerne Röhrenwasserleitung beobachtet, die den Teich von W versorgte. Der Anlage ist nicht für das Waldviertel größe Bedeutung beizumessen, da sie – wie sonst kaum eine andere – den Typus des Turmhofes dokumentiert.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Sehr ursprünglich erhaltener „Turmhof", tlw. bewirtschaftet, tlw. ruinös. Nicht öffentlich zugänglich.
Touristische Infrastruktur Sehr urspr. erhaltener, sma. Turmhof mit bemerkenswerten Bauteilen und Details. Der privat bewohnte Bau ist nicht öffentlich zugänglich, bietet jedoch von außen einen beeindruckenden Anblick.
Gasthäuser GH „Grüner Baum" in Maria Laach.
Literatur
  • Bertrand Michael Buchmann, Brigitte Faßbinder, Burgen und Schlösser zwischen Krems, Hartenstein und Jauerling. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 16 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1990, 9 f.
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 234 f.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 318 f.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 269
  • Andreas Zajic, Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, gesammelt unter Benützung älterer Vorarbeiten und bearbeitet von Andreas Zajic. Die Deutschen Inschriften 72, Wiener Reihe Bd. 3: Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich, Teil 3, Wien 2008, Kat.Nr. 110
Gießhübl. Hofansicht des Turmes (2004) - © Thomas Kühtreiber
Gießhübl. Hofansicht des Turmes (2004)
© Thomas Kühtreiber
Gießhübl. Überfangbogen im Erdgeschoß des Turmes (1999) - © Gerhard Reichhalter
Gießhübl. Überfangbogen im Erdgeschoß des Turmes (1999)
© Gerhard Reichhalter
Gießhübl. Ansicht des Turmes von NO (2004) - © Thomas Kühtreiber
Gießhübl. Ansicht des Turmes von NO (2004)
© Thomas Kühtreiber
Gießhübl. Grundriss des Sitzes im Franziszeischen Kataster (1820/30) - © NÖLA
Gießhübl. Grundriss des Sitzes im Franziszeischen Kataster (1820/30)
© NÖLA