Bitte aktivieren Sie Javascript! Andernfalls kann es sein, dass Inhalte der Website nicht richtig angezeigt werden.

Hauptburgenname Hartenstein
ID 1977
Objekt Burgruine
Adresse 3613 Nöhagen, Burg Hartenstein
KG Nöhagen
OG/MG/SG Weinzierl am Walde
VB Krems-Region
BMN34 rechts 680769
BMN34 hoch 368051
UTM 33N rechts 529322.86
UTM 33N hoch 5366046.27
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Hartenstein ist über Landesstraßen erreichbar, entweder von Untermeisling an der Straße Krems–Lichtenau (über Nöhagen, Maigen) oder von Weißenkirchen in der Wachau (über Weinzierl am Walde). Parkmöglichkeiten finden sich an der Abzweigung der Burgzufahrt bei der Brücke über die Kleine Krems, von wo die Burg zu Fuß (ca. 15 Min.) zu erreichen ist. RAD: Über den „Kremstalweg“, Variante „Reichenau“, erreicht man (über Nöhagen) die Burg.
Geschichte 1187 erscheint erstmals urk. „Heinricus de Hertinsteine“. 1210 wird abermals Heinrich und sein gleichnamiger Sohn genannt. Von Bedeutung erscheint die Nennung des „Heinricus de Herrenstein“ und seiner Söhne Albero v. Stallegg und Heinrich v. Kaja, was die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen diesen Fam. zeigt. 1260 werden Gerung und Friedrich (Vater und Sohn?) genannt. Um 1270 gelangt Hartenstein an Hartneid und Leutold v. Stattegg, später an die kuenringischen bzw. Stattegger Klienten Heinrich und Konrad v. Hag (Hager, s. auch bei Nöhagen), 1278 an Ulrich v. Lobenstein. Letzterer verkauft 1300 an die Hrn. v. Wallsee, die die Burg von Bgfn. verwalten lassen (zwischen 1306/35 der im weiteren Gefolge der Wallseer aus Schwaben nach Österr. gekommene Peter Meilersdorfer, 1337 Niklas Schad). 1380–1411 ist die Hft. Besitz der Maissauer (1395 Leutold Wolfenreuter Pfleger von Hartenstein). 1416 gelangt Christoph v. Rappach in den Besitz der Burg, Jörg v. Rappach wird 1423 damit belehnt. Von diesem kauft 1430 Hans (VI.) v. Neidegg zu Ranna die Burg Hartenstein (samt Patronat über die Burgkapelle) und anderem Zubehör um 4500 lb d 1445 kauft Jörg (d. Ä.) Scheck v. Wald von seinen Verwandten („swager“) Hans (VI.) und Leopold (II.) v. Neidegg die Burg Hartenstein um 770 lb d Schecks Besitznachfolger ab 1450 ist Hans v. Plankenstein (1462 Jörg Hadmarsdorfer Pfleger von Hartenstein), dieser verkauft Hartenstein 1467 an Wolfgang Meilersdorfer, der im Gegenzug Karlsbach veräußert. 1472 verkauft Meilersdorfer Hartenstein an Bernhard v. Dürnstein. 1492–1603 ist Hartenstein im Besitz der Streun v. Schwarzenau, 1568 etwa des Wolfhart Streun v. Schwarzenau auf Hartenstein, ihnen folgen um 1609 die Zelking und ab 1623 die Frhn. v. Neuhaus. 1645 wird die Burg erfolglos von den Schweden belagert. 1666 kommt der Besitz an die Gfn. Sinzendorf, 1692 an Fst. Paul Esterházy, 1723 an die Gfn. Starhemberg und 1726 an den Frhn. Gudenus. Der Arzt Dr. Otto Pospischil, der die Burg 1892 pachtet und 1927 kauft, lässt hier eine Kaltwasserheilanstalt einrichten und dafür umfassende, historisierende Neubauten errichten. Nach 1945 ist die Burg in privaten Händen, ab 1952 im Besitz von Dr. Erich Buchmeier. Heute im Besitz der Firma BEKO Engineering & Informatik AG.
Text G.R., A.H.Z.
Lage/Baubeschreibung Die Burgruine liegt 3 km nordwestl von Weinzierl am Walde bzw. 2,4 km westl. von Nöhagen auf einer von der Kleinen Krems 3-seitig umflossenen Rückfallkuppe, die aus dem rechten Talhang des tief eingeschnittenen Flusstales isoliert vorspringt. Der großteils senkrecht abfallende Burgfels, der nur im S durch einen schmalen Sattel mit dem überhöhten Vorgelände verbunden ist, bot trotz der tlw. ausgesetzten Topographie Raum für eine weitläufige, stark gegliederte Burganlage, deren äußere Beringfronten ein vielfach abgewinkeltes Polygon bilden. Die Erstburg ist im Bereich der Hochburg auf dem höchstgelegenen, nördl. Teiles des Felsens rekonstruierbar. Teile ihres ehem. Berings verlaufen an der hohen Felsstufe zur Vorburg und lassen neben den lagerhaft ausgebildeten Außenschalen anhand großflächiger Fehlstellen die Mauerfüllung aus fast reinen Opus spicatum-Strukturen erkennen. Die großteils geradlinig W-O-orientierten Mauerzüge bilden (da wesentliche Teile fehlen) keine durchgehende Front, was mglw. durch die Flankensituation eines Tores, zeitlich differente Mauern oder einen frühen Zwinger erklärt werden kann. Darüber hinaus sind nur noch an der N-Seite der Hochburg, im O des oberen Turmes, an der Basis eines Mauerabschnittes, lagige Bruchsteinstrukturen zu erkennen, die über einem ausgeprägten Ausgleichssockel errichtet wurden und mglw. noch dem 12. Jh. zugewiesen werden können. Den massivsten Ausbauschub erfuhr die Burg gegen E. d. 13. und ab dem frühen 14. Jh. Zur Zugangssicherung wurde an die tiefste Stelle im S der noch heute dominante, bergfriedartige Rundturm gestellt. Aufgrund seines zu Kompartimenen zusammengefassten, lagerhaften Bruchsteinmauerwerks und der Detailformen kann er gegen E. d. 13. Jhs. datiert werden. Der mglw. temporär isoliert stehende Turm wurde spätestens im frühen 14. Jh. durch weitläufige Beringanlagen mit der Hochburg verbunden, die so geschaffene Vorburg war verm. durch ein nahe dem Turm angelegtes Tor zugänglich. Im Verlauf des östl. Vorburgberings wurde gleichzeitig ein rechteckiges, saalbauartiges Gebäude errichtet, das wohl wirtschaftlichen Zwecken diente. Im 14. Jh. wurden große östl. und westl. Abschnite des Hochburgberings neu errichtet, im SW gleichzeitig ein rechteckiges, saalbauartiges Wohngebäude, das als S-Wand den hma. Bering nützt. Der mglw. den urspr. Palas ersetzende Bau zeigt mehrere primäre Lichtscharten, darüber hinaus mehrfache Veränderungen des späten Mittelalters. Als vorläufiger Abschluss dieser Ausbauphasen ist verm. der schlanke, bergfriedartige 2. Rundturm am nördl. Steilabsturz, an der höchsten Stelle der Anlage zu sehen, dessen ausgezwickeltes Bruchsteinmauerwerk einen zeitlichen Abstand zum südl. Turm vermuten lässt, aber noch dem 14. Jh. zugewiesen werden kann. Im Spätmittelalter, im 15. Jh. bzw. bis zum frühen 16. Jh., kam es zum weiteren inneren Ausbau der Burg. Im SO der Hochburg entstand, angelehnt an den Altbering, ein weiterer lang gestreckter Baukörper, der 4 vor den Altbering gestellte Pfeiler erhielt, die kleine erkerartige Ausbauten trugen. Im Bereich der verm. Torflanke im S der Hochburg wurde im Obergeschoß eine Kapelle eingebaut, von der nur noch der westl. Schildbogen und Reste der Gewölbedienste künden. Durch Einziehen einer abgewinkelten Mauer wurde ein vorspringender Teil des westl. Vorburgberings im S des älteren Wohnbaues zu einem 4-gesch. Wohntrakt gestaltet. Der besonders von der westl. Talseite turmartig erscheinende, mit dem älteren Bau verbundene Trakt zeigt spätgot. verstäbte Fenstergewände, die ihn in das ausgehende 15./spätestens frühe 16. Jh. datieren. Im Bereich der Kapelle ist die ehem. flankenartig ausgebildete, nicht mehr erhaltene Toranlage rekonstruierbar, die über eine aufwändige, bogengetragene Rampe von O erschlossen wurde. Das nur mehr als Basis sichtbare Mauerwerk des Bereiches und der Rampe datieren bereits in das Spätmittelalter. Zur Wasserversorgung dienten eine aus dem Fels geschlagene Zisterne unterhalb der Torrampe und eine weitere in einer Felsnische im Hof der Hochburg. Teile des Hochburgberings im W des oberen Turmes dürften im Spätmittelalter, vielleicht nach Absturz neu errichtet worden sein. Spätere Ausbauten des 16. Jhs. hinterließen lediglich Details wie Tür- und Fensteröffnungen und sind durch die Verwendung von Ziegeln kenntlich. Die Einsattelung im S der Burg wurde durch ein im 15. Jh. genanntes, heute abgekommenes Vorwerk gesichert, die sog. „Nase“. Im frühen 20. Jh. wurden für die Kaltwasserheilanstalt im S und SW der Burg historisierende Neubauten errichtet, die sich an die Ringmauer der Vorburg und den unteren Rundturm lehnen und die ehem. benachbarte Toranlage zum Verschwinden brachten. Die auf Rundtürme, Zinnen, Maschikuli, Spitzbogenfenster und überdimensionierte Schlüssellochscharten zugreifende „Burgenarchitektur“ prägt und verfälscht die Zugangsseite. Diese Bereiche werden nach zweckgerechter Adaptierung von der Firma Beko als „Institut für Humaninformatik, Forschungsabteilung der BEKO“ genutzt.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Burgruine mit Tagungs- und Forschungszentrum. Nicht öffentlich zugänglich.
Touristische Infrastruktur Die Burg ist Forschungs- und Tagungszentrum der Firma Beko und für die Öffentlichkeit gesperrt. Von den Wanderwegen um die Burg bieten sich mehrmals eindrucksvolle Blicke.
Gasthäuser GH Zeillinger in Lichtenau, GH „Zur Linde" in Albrechtsberg.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 17 f.
  • Bertrand Michael Buchmann, Brigitte Faßbinder, Burgen und Schlösser zwischen Krems, Hartenstein und Jauerling. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 16 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1990, 133 ff.
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 400 f.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 549 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 135
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 801
  • Franz Fux, Land zwischen Kremsfluß und Donaustrom. Geschichte der Gemeinde Weinzierl am Walde. Weinzierl am Walde 1990, 35
  • Paul-Joachim Heinig, Kaiser Friedrich III. (1440–1493). Hof, Regierung und Politik (3 Bde.). Köln–Weimar–Wien 1997 1, 286 f.
  • Heinrich Hengstberger, Burg und Ruine Hartenstein. Das Waldviertel 2/7–8, Horn 1953, 164–173
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 249
  • Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Krems. Österreichische Kunsttopographie I, Wien 1907, 117 ff.
  • Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels in der Zeit der Visitation von 1544 und überhaupt vor dem Ueberhandnehmen des Luthertums. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 9, St. Pölten 1911, 112, 131
  • Ilse Schöndorfer, Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. St. Pölten–Wien 1999, 98 ff.
  • Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 182
  • Topographie von Niederösterreich (hg. v. Verein für Landeskunde von Niederösterreich). Wien 1877 ff. III/1896, 97
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 46
  • Wüstungsarchiv der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie. URL http://www.univie.ac.at/wuestungsforschung/archiv.htm (Kurt Bors, Stand: 2008), 1079,10
  • Andreas Hermenegild Zajic, Aeternae Memoriae Sacrum. Waldviertler Grabdenkmäler des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Ein Auswahlkatalog. Ungedruckte Staatsprüfungsarbeit am Institut für Österreichische Geschichtsforschung. Wien 2001, Kat.Nr. 62
  • Andreas Zajic, Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, gesammelt unter Benützung älterer Vorarbeiten und bearbeitet von Andreas Zajic. Die Deutschen Inschriften 72, Wiener Reihe Bd. 3: Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich, Teil 3, Wien 2008, Kat.Nr. 45, 80, 105
Hartenstein. Stich von G. M. Vischer (1672) - © Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Hartenstein. Stich von G. M. Vischer (1672)
© Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Hartenstein. Ansicht der Burg von SW (1983) - © Leopold Mayböck
Hartenstein. Ansicht der Burg von SW (1983)
© Leopold Mayböck