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Hauptburgenname Niederhaus
ID 2268
weitere Burgennamen Vorderes Haus, Unteres Haus, Schloss zu Spitz
Objekt Schloss
Adresse 3620 Spitz an der Donau, Schlossgasse 3
KG Spitz
OG/MG/SG Spitz
VB Krems-Region
BMN34 rechts 681859
BMN34 hoch 359060
UTM 33N rechts 530568.61
UTM 33N hoch 5357079.65
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Über die B 3 bis Spitz und durch das Ortszentrum mit der Pfk. zum großen Parkplatz neben dem Schloss fahren. RAD: Spitz liegt am „Donauradweg“.
Geschichte Im 13. Jh. wird die 2., „Niedere“ Burg von Spitz gegründet. 1256 wird sie als Sitz des kuenringischen Lehensritters Arnold v. Spitz (wohl identisch mit Arnold v. Dobra) genannt. Erstmals werden jedoch erst 1285 2 Burgen in Spitz erwähnt. Ob die Burg Hinterhaus I/Oberhaus oder Niederhaus im Spätmittelalter Verwaltungssitz der Spitzer Pfleger war, ist unklar. Die urk. nachweisbaren Pfleger d. 15. Jhs. s. unter Hinterhaus I/Oberhaus. Gleichzeitig mit Hinterhaus wird 1409 die Burg Niederhaus zerstört und noch 1438 als „gebrochen“ bezeichnet. Erst A. d. 16. Jhs. erfolgt der Wiederaufbau als nunmehriger Sitz der Hft. Spitz, die Funktion der Burg Hinterhaus übernehmend. 1518 kauft Bernhard Kirchberger Spitz als freies Eigen vom Reichserbkämmerer Joachim Gf. v. Hohenzollern an. Die von seinem Sohn Hans Kirchberger (gest. 1539, Wappengrabplatte in der Pfk. Spitz) als Inhaber von Spitz 1535 eingereichte Bitte um Genehmigung einer Niederlage für Gmundener Salz im Markt Spitz wird gegen den Widerstand der Stadt Stein und des Gmundener Salzamtmanns 1537 von der Hofkammer genehmigt (s. HKA, NÖHA S 92, vgl. die inschriftliche Bezeichnung der Spitzer Salzkammer von 1631 am Gebäude des Alten Rathauses, Obere Gasse 1). Leonhard Kirchberger, der älteste Bruder Hans’, niederösterr. Landrechtsbeisitzer, ist zwischen 1542/61 als Inhaber der Hft. Spitz und des 1542 durch Kauf des ehem. Purgstallerischen Anteils in seinen Besitz gekommenen Schlosses Zeißing in mehrere Rechtsstreitigkeiten mit dem Kloster Niederaltaich um Besitzungen in und um Spitz geraten. 1552 liegt er mit Otto (IV.) v. Neidegg zu Rastenberg und Oswald v. Eitzing in Streit um die bayer. Lehen um Spitz (s. HKA, NÖ Herrschaftsakten S 92, fol. 62). Hft. und Markt Spitz samt Zeißing werden nach dem Tod Wilhelm Kirchbergers 1575 aus der Hand der Gerhaben seiner Erben von Susanna, geb. v. Weispriach, Witwe nach Christoph Teufel v. Guntersdorf, angekauft und 1580 von dieser an Georg Achaz Matseber zu Goldegg (gest. 1585, ehem. Grabdenkmal in der Pfk. Spitz) und seine Frau Praxedis Kirchberger weiterveräußert. Praxedis Kirchberger vermählt sich in 2. Ehe mit Matthias Teufel v. Guntersdorf und verkauft Spitz (mit Zeißing) 1587 an Hans Georg (III.) v. Kuefstein weiter. 1613 lässt sein Sohn Hans Lorenz (gest. 1628, Totenschild in der Pfk. Maria Laach) als Inhaber von Schloss und Hft. (seit dem Tod des Vaters 1603) mit Unterstützung von Richter und Rat von Spitz eine neue, frei stehende Schlosskapelle an der NW-Ecke des Schlossareals für den evangelischen Gemeindegottesdienst errichten (s. Bauinschrift von 1613, heute im Schlosshof). Bei den Beschädigungen des Schlosses durch Truppen des Generals Bucquoy 1620 wird auch die Schlosskapelle zerstört und bleibt Ruine. Auf Umbauarbeiten am Schloss verweist ein (dort allerdings sekundär angebrachtes) Sandstein-Eheallianzwappen Kuefstein/Puchheim über einem Hofportal des Westtrakts. Von Hans Lorenz’ Sohn Hans Jakob Ludwig (gest. 1645) fällt Spitz an dessen Schwester Anna Justina und deren Ehemann Hans Ehrenreich Geyer v. Osterburg. 1662 wird das Schloss neuerlich durch einen Brand verwüstet. Anschließend wird es in veränderter Gestalt wieder instand gesetzt. Nach den Dietrichstein gelangt das Schloss 1861 an Gfn. Therese Herberstein, 1870 an Erwin Gf. Schönborn-Puchheim und 1871 an den Wiener Bürgerspitalfonds. Später im Besitz der SG Wien, ist das Schloss heute Eigentum der MG Spitz.
Text A.H.Z., G.R.
Lage/Baubeschreibung Das Schloss liegt unmittelbar westl. des Ortszentrums und der Pfk. am N-Abfall des „Tausendeimerberges“. Die siedlungsnahe, stark in die örtliche Verbauung integrierte Lage lässt heute jede Wehrhaftigkeit oder auf Repräsentation bedachte Situierung eines ehem. hma. Vorgängerbaues vermissen. Der heutige 4-Flügel-Bau geht weitgehend auf einen Neubau der 2. H. d. 16. Jhs. und des frühen 17. Jhs. zurück, der nach dem Brand von 1662 auf 2 Geschoße reduziert blieb. Der regelmäßige Bau zeigt nur im Verlauf des N- und O-Traktes unregelmäßige, polygonale Fronten. An der NO-Ecke lässt der rundlich nach außen tretende Beringverlauf, der knapp westl. davon im Bereich des Tores durch eine jüngere Mauer ersetzt wurde, die Verwendung älterer Bauteile vermuten. Das gegenwärtig hier noch sichtbare, bedingt lagerhafte, kleinteilige Bruchsteinmauerwerk ist mglw. noch dem frühen 14. Jh. zuzuweisen. Die heute als Ausstellungsräume adaptierten tonnengewölbten Keller des W-Traktes mit tlw. tiefen Lichtscharten können dem 14./15. Jh. entstammen, die heutige Torsituation dem frühen 16. Jh. Der Schlossneubau mit relativ schlichten, vereinheitlichenden Bauteilen und mit z. T. steingerahmten Fenstern wird im Hof durch 2 Renaissanceportale des späten 16. Jhs. akzentuiert, eines mit dem Wappen Kuefstein/Neidegg. Die unregelmäßige Baulinie des N- und NO-Traktes wurde im Obergeschoß durch eine gerade durchlaufende, tlw. auf Konsolen vorkragende Außenmauer mit Resten vermauerter Arkaden und steingerahmter Fensteröffnungen korrigiert. Ein saalartiger, heute noch durch Quermauern unterteilter Raum im Obergeschoß des W-Traktes besitzt ein stuckverziertes Stichkappengewölbe mit Spiegelfeldern der Zeit um 1600. Einfache Stuckdekorationen finden sich in weiteren Räumen des Obergeschoßes. Die Zufahrt im Zuge der Schlossgasse, die mglw. auf eine ehem. Zwingersituation zurückgeht, führt durch mehrere Strebebögen und durch einen vorspringenden, 3-gesch. Torbau an der NO-Ecke des Schlosses. Am Torbau sind vermauerte Steinrahmungen und Balustraden von Fensteröffnungen der Zeit um 1600 zu beobachten. West. und nördl. ist der Kernbau von weit gespannten Mauern umgeben, wovon der westl. Bereich mglw. einen ehem., heute verebneten Graben umfasst. Im NW des Schlosses wurde 1613 die ehem. protestantische Schlosskirche angebaut, im Volksmund „Judentempel“ genannt. Ein großes, ornamentiertes, von Lichtscharten flankiertes Rundbogenportal führt in den heute ruinösen Bauteil. Der äußere Schlosshof wird auch von NW durch eine Einfahrt erschlossen, ein vermauertes Rundbogentor im O dürfte von abgetragenen Bauteilen des frühen 16. Jhs. stammen. An der nordöstl. Umfassungsmauer, gegenüber der Schlosseinfahrt, führt ein rustiziertes Gartentor über eine Freitreppe in den ehem. heute als Parkplatz adaptierten Schlossgarten der 2. H. d. 16. Jhs., dessen weitläufige Mauerzüge von kleinen runden Ziertürmchen betont werden. Nach der Übernahme durch die MG Spitz wurde der Bau schrittweise restauriert und kann nun kulturell und museal genutzt werden.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit In Restaurierung befindliche Schlossanlage. Hof und Ausstellungsbereich zu bestimmten Zeiten zugänglich.
Touristische Infrastruktur Das Schloss wird von der MG Spitz als Museums- und Kulturobjekt genutzt. Mehrmals im Jahr finden hier Konzerte, Volksmusikveranstaltungen und Sonderausstellungen statt. Der Renaissance-Saal, die Keller-Gewölberäume und der Innenhof können für Veranstaltungen gemietet werden.
Gasthäuser GH „Goldenes Schiff" in Spitz, Rest.-Weinhotel „Wachau" in Spitz, GH „Ruine Hinterhaus" in Spitz.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 34
  • Bertrand Michael Buchmann, Brigitte Faßbinder, Burgen und Schlösser zwischen Krems, Hartenstein und Jauerling. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 16 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1990, 34 ff.
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 367 f.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 502 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser an der Donau. Wien (Birkenverlag) ²1977, 144 f.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 192 f.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1108
  • Franz Eppel, Die Wachau. Österreichische Kunstmonographie II. Salzburg ³1975, 198
  • Matthias Glatzl, Die Freiherrn von Teufel in ihrer staats- und kirchenrechtlichen Stellung zur Zeit der Reformation und Restauration. Dissertation Universität Wien 1950, 27
  • Ursula Schmidt, Das Kopialbuch der Grabner. Studien zu der Urkundensammlung eines Rittergeschlechts vom 14. bis Anfang des 17. Jahrhunderts mit dem Schwerpunkt Heiratsabsprachen. Diplomarbeit Universität Wien 2002, 107 f.
  • Andreas Hermenegild Zajic, Aeternae Memoriae Sacrum. Waldviertler Grabdenkmäler des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Ein Auswahlkatalog. Ungedruckte Staatsprüfungsarbeit am Institut für Österreichische Geschichtsforschung. Wien 2001, Kat.Nr. 94, Reg. 179
  • Andreas Zajic, Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, gesammelt unter Benützung älterer Vorarbeiten und bearbeitet von Andreas Zajic. Die Deutschen Inschriften 72, Wiener Reihe Bd. 3: Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich, Teil 3, Wien 2008, Kat.Nr. 210, 312†, 404, 449