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Hauptburgenname Waldreichs
ID 2326
Objekt Schloss
Adresse 3594 Waldreichs, Schloss
KG Waldreichs
OG/MG/SG Pölla
VB Zwettl
BMN34 rechts 678536
BMN34 hoch 385080
UTM 33N rechts 526794.45
UTM 33N hoch 5383026
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Bei Zierings, knapp nördl. der Zufahrt zur Burg Ottenstein, zweigt von der B 38 die beschilderte Zufahrt zum Schloss (ca. 2 km) ab. Ein großer Parkplatz befindet sich unmittelbar vor dem Schloss. RAD: Zweigt man vom „Kamptalweg" unterhalb der Burg Ottenstein über die B 38 nach N ab, erreicht man nach etwa 0,5 km die Zufahrt zum Schloss.
Geschichte 1258 wird in einer Zwettler Urk. „Rapoto de Waltreches" genannt. 1265–1298 erscheint ein „Liebhardus" v. Waldreichs, 1370 der „erber ritter herr Rennwart vom Waltreichs“. Um 1400 werden die Brüder Kaspar und Bernhard als Maissauer Lehensträger und 1421 der „edel Kaspar der Rennwart" v. Waldreichs genannt. 1446/48 wird die Burg belagert und zerstört. 1450, wieder instand gesetzt, gehört sie dem Hans Harrasser, der sie an Vinzenz Stodoligk verkauft. 1460 wird er von K. Friedrich III. mit der Burg belehnt, ergreift jedoch Partei für den ungar. Kg. Matthias Corvinus, von dem er 1488 die Belehnung erhält. 1529 gelangt die Hft. an seinen Sohn Eustach, der die Burg 1530/34 zu einem Renaissanceschloss umbaut. 1533 erhält er die Hft. als freies Eigen. Danach ist das Schloss bis 1550 im Besitz von Fam. Emmeram, 1557 von Siegmund Woytich. 1563 gelangt das Schloss an den Frhn. v. Althan, der Bauschäden beheben lässt. 1620 wird der Bau von kaisl. Truppen geplündert und niedergebrannt. 1624 kommt der Besitz an Frh. Ehrenreich v. Kainach, 1628 an Georg Andre v. Kronsegg. Ab 1638 wechseln die Besitzer rasch (Grundemann, Kielmannsegg, Volkra, Sickingen, Engl, Stiebar und Rumpf). 1815 folgt Frh. Heinrich v. Pereira-Arnstein. Danach kommt es zur Vernachlässigung des Schlosses, die erst ab 1981 durch umfangreiche Revitalisierungsarbeiten gestoppt wird. Heute ist das Schloss Eigentum und Sitz der Windhag'schen Stipendienstiftung für Niederösterr.
Text G.R., K.Ki.
Lage/Baubeschreibung Schloss Waldreichs liegt 7,8 km südwestl. von Neupölla bzw. 2 km ostnordöstl. der Burg Ottenstein inmitten der flachen Hochterrasse im N des Kamptales. Die mehrteilige Anlage präsentiert sich heute als restaurierter, 2-gesch., nahezu quadratischer 4-Flügel-Bau mit kegelgedeckten runden Ecktürmen, dem an der südöstl. Zugangsseite eine Vorburg angegliedert ist. Der im SO gelegene ausgedehnte Meierhof ist heute abgekommen. Die als urspr. Bau anzunehmende Wasserburg (?) des 13. Jhs. ist gänzlich verschwunden. Mglw. ist die neu entdeckte Anlage am Mühlhörndl (s. d.) 1,2 km südöstl. des Schlosses als örtlich verlagerte Primär- bzw. Vorgängeranlage anzusprechen. Als unmittelbarer Vorgängerbau des Renaissanceschlosses ist eine spätgot. Wasserburg rekonstruierbar, die verm. nach der Zerstörung ab 1450 entstand. Durch die umfassenden Restaurierungen lässt der Bau jedoch nur noch anhand einiger Unregelmäßigkeiten die Einbeziehung älterer Bauteile erkennen. Der ruinös belassene, ehem. kreuzgewölbte Trakt im O des Hofes ist als ma. Baukörper zu identifizieren. Der von Vischer 1672 im Zentrum des Schlosses hochragend dargestellte Bau ist wohl mit diesem Bauteil ident. Das bruchsteingerahmte innere Zugbrückentor, das noch die Seilrollen besitzt, dürfte ebenfalls ein ma. Bauelement darstellen. Der Neubau von 1530/34 durch Eustach Stodoligk vermittelt mit seiner Befestigung durch flankierende Eckrundtürme ein gut ausgeprägtes Beispiel zeittypischer „Fester Schlösser" und überlagerte die sma. Wasserburg. Die mit zahlreichen Trichterscharten ausgestatteten, den Bau überragenden Rundtürme sowie die ehem. zu flutenden Wassergräben mit gemauerten Konterescarpen führten zu einer bedingten Wehrhaftigkeit. Der wuchtige O-Turm, der sich dem leicht überhöhten Vorfeld zuwendet, ist in sämtlichen Ebenen mit zahlreichen Scharten ausgestattet und wirkt besonders wehrhaft. Eine verstäbte Türe am SO-Trakt datiert in diese Periode des 16. Jhs., ein weiteres, ähnlich gestaltetes Portal ist Teil der Kapellenfassade und mit „1534" bezeichnet. Die regelmäßigen Raumfluchten sind im Erdgeschoß gewölbt, im Obergeschoß flach gedeckt und nach außen durch relativ regelmäßige Fensterachsen gekennzeichnet. NW- und SW-Trakt sind durch hofseitig vorgelegte, geschlossene Gänge erschlossen. Der O-Trakt beherbergt die ehem., laut Dehio bereits 1450 erbaute Schlosskapelle, die 1669 umgebaut wurde und Reste eines 1721 errichteten, ziegelgemauerten und stuckierten Barockaltars enthält. Im SO des Kernschlosses liegt die mehrteilige, 1563 erbaute Vorburg, die nach den starken Verwinkelungen der Bauteile auf bauliche Strukturen des späten Mittelalters zurückgehen könnte. Der Zugang erfolgt über einen halbrund vortretenden Torturm, dem urspr. ein Wassergraben vorgelegt war. Vermauerte Arkadengänge an der Hofseite der Vorburg, die verschiedenen Gewölbelösungen der Räume und Reste einer Freskenausstattung aus dem späten 18. Jh. lassen eine ehem. Wohnfunktion dieser Trakte erschließen. Östl. vorgelagerte Gebäude zeigen z. T. pfeilergestützte mehrjochige Gewölbe des 16. Jhs. Die im S des Schlosses situierte äußere Toranlage mit rustiziertem, ehem. zugbrückengesichertem Fahr- und Nebentor, geschützt von einem flankierenden Rundturm mit Trichterscharten, führte zum Torturm der Vorburg und verm. auch zum südöstl. angeschlossenen, nicht mehr existenten Meierhof. Besonders der Torbereich der Vorburg mit der abgetreppten Zinnenmauer und die SW-Seite des Schlosses stimmen mit dem Vischer-Stich von 1672 überein. Das zwischenzeitlich bereits dem Verfall überlassene Schloss wurde seit 1981 durch die Windhag'sche Stipendienstiftung, mit Unterstützung des BDA und des Landes Niederösterr., vorbildlich revitalisiert. Es ist heute Sitz der Stiftung und beherbergt neben Büros und Wohnungen auch Museums- bzw. Ausstellungsräume sowie eine Schenke. Große Teile der Obergeschoße mussten dabei neu aufgebaut und Teile des NO-Traktes für eine Einfahrt abgebrochen werden. Im NW des Schlosses befinden sich bei der Flur „Teichbreiten“ mehrere Teiche, die mglw. dem wirtschaftlichen Umfeld zuzuordnen sind. Der unmittelbar westl. angeschlossene kleine Teich ist durch einen Damm vom Schloss getrennt und könnte zum Fluten der z. T. teichartigen Wassergräben gedient haben, die Vischer 1672 darstellte. Auf der Admin.Karte NÖ/Blatt 25 ist unmittelbar südöstl. des Schlosses noch der große Meierhof dargestellt. Auf ehem. Herrschaftsgründe weisen die anschließenden Fluren „Kalender-Breiten" und „Ziegelstadl-Breiten". Im Tal südöstl. des Schlosses, das zur Flur „Mühlhörndl“ führt und deutliche Spuren ehem. Kultivierung erkennen lässt, finden sich zahlreiche Ruinen von Häusern, die schon die Admin.Karte NÖ neben einem System streifenförmiger Parzellen zeigt und eine ehem. Meierhofsiedlung erschließen lassen.
Text G.R., T.K.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Restaurierte Schlossanlage, Höfe frei zugänglich, Ausstellungen gegen Eintrittsgebühr zu besichtigen.
Touristische Infrastruktur Das Schloss ist Verwaltungssitz der Windhag'schen Stipendienstiftung für Niederösterr. Teile werden gelegentlich für wechselnde Sonderausstellungen zum Themenkreis Natur-Umwelt genützt. Öffnungszeiten: 1. Mai–26. Oktober: tägl., außer Mi, 10–18 Uhr. Für Gruppenführungen ist Anmeldung erforderlich. In der Vorburg ist das Schlossstüberl Waldreichs eingerichtet.
Gasthäuser Schlossstüberl Waldreichs, Seerest. Ottenstein, Schlossrest. Ottenstein, GH Hanni in Mitterreith.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 33
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 279 f.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 381 ff.
  • Burgen, Stifte und Schlösser des Waldviertels. Geschichte, Kultur, Wanderziele, Gastronomie (hg. v. ARGE Burgen, Stifte und Schlösser des Waldviertels). St. Pölten–Wien 1994 II, 96 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 203
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1235
  • Benedikt Hammerl, Die Urkunden des Schlossarchives zu Weitra bis zum Jahre 1606. Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 2, Wien 1903, 325–371
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 636
  • Josef Krinninger, Wasserschlösser. In: Eduard Stepan (Hg.), Das Waldviertel 7, Geschichte Bd. 1, Wien 1937, 209–220, 214 f.
  • Martina Lorenz, Karl Portele, Burgen Schlösser Österreich. Wien 1997, 69
  • URL www.monasterium.net, Bestände Aggsbach, OCart; Altenburg, OSB; Zwettl, OCist
  • Paul Buberl, Die Denkmale des politischen Bezirkes Zwettl. Österreichische Kunsttopographie VIII, Wien 1911, 59 ff.
  • Walter Pongratz, Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser Litschau – Zwettl – Ottenschlag – Weitra. Niederösterreichs Burgen und Schlösser III/1 (Birken-Reihe), Wien 1971, 132 ff.
  • Herbert Steiner, Die neuzeitliche Umgestaltung der Schlösser Ottenstein und Waldreichs durch Eustach Stodoligh. In: Falko Daim, Thomas Kühtreiber (Hg.), Sein & Sinn – Burg & Mensch. Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums N. F. 434, St. Pölten 2001, 452–455
  • Gerhard Stenzel, Von Burg zu Burg in Österreich. Wien ²1973, 235
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 127
  • Wilhelm Zotti, Abgekommene Kirchen, Kapellen und Karner im Waldviertel, Beiträge zur Kirchengeschichte Niederösterreichs 4 (=Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 22), St. Pölten 2000, 121
Waldreichs. Ansicht des Schlosses von NO (2008) - © Gerhard Reichhalter
Waldreichs. Ansicht des Schlosses von NO (2008)
© Gerhard Reichhalter
Waldreichs. Ansicht des Schlosses von S (2008) - © Gerhard Reichhalter
Waldreichs. Ansicht des Schlosses von S (2008)
© Gerhard Reichhalter
Waldreichs. Ansicht des Schlosses von NO (2008) - © Gerhard Reichhalter
Waldreichs. Ansicht des Schlosses von NO (2008)
© Gerhard Reichhalter
Waldreichs. Ansicht des südöstlichen Eckturmes (2008) - © Gerhard Reichhalter
Waldreichs. Ansicht des südöstlichen Eckturmes (2008)
© Gerhard Reichhalter
Waldreichs. Stich von G. M. Vischer (1672) - © Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Waldreichs. Stich von G. M. Vischer (1672)
© Digitalisierung: Thomas Kühtreiber