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Hauptburgenname Pöltnerhof
ID 2345
Objekt Ansitz|Turmhof|Dorfturm, stark umgebaut
Adresse 3610 Weißenkirchen in der Wachau 18, 20, 24
KG Weißenkirchen
OG/MG/SG Weißenkirchen in der Wachau
VB Krems-Region
BMN34 rechts 686169
BMN34 hoch 362497
UTM 33N rechts 534816.27
UTM 33N hoch 5360589.55
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Über die Wachauer Bundesstraße (B 3), auch „Österr. Romantikstraße", bis Weißenkirchen. Zufahrt mit bis zum Hof möglich, hier jedoch nur beschränkte Parkmöglichkeit. Es wird empfohlen, an den Parkplätzen an der Donaulände oder beim Bahnhof zu parken und den Ortsbereich zu Fuß zu besuchen. RAD: Der „Donauradweg" führt direkt durch Weißenkirchen.
Geschichte Mutmaßlich ehem. Wohnsitz entweder der in Weißenkirchen ansässigen niederadeligen kuenringischen Klientenfam. der Huglinger (nach Plesser) oder wahrscheinlicher jener „v. Wachau“, von denen mehrere Vertreter zwischen 1233/1381 in Weißenkirchen als Amtsträger bzw. im Umfeld der Kuenringer und Maissauer gut belegt sind. 1233 fungiert Konrad v. Wachau als Zeuge einer Zwettler Urk., 1297 ein älterer Ulrich v. Wachau als Zeuge einer Urk. der Brüder Arnold und Pilgrim (v. Dobra), Söhne des Otto v. Dürnstein, für Stift Baumburg. Derselbe Ulrich und sein Verwandter Ortwein v. Wachau bezeugen 1303 den Lehenbrief Stephans v. Maissau für Ulrich Wolfenreuter, 1309 den Bestandrevers des Wisent (Wisinto) v. Wachau und dessen Frau Elisabeth über eine Point des Ybbser Heiliggeistklosters in (Ober-?)Kienstock. 1319 bezeugt Ulrich v. Wachau eine Urk. des Ulrich Wolfenreuter für Stift Göttweig. 1347 schenken die Brüder Konrad und Ulrich v. Wachau einen Hof und 2 Lehen in Seifriedsberg (?) an die Pfarre St. Michael. 1356 besiegelt der ehem. Richter der Wachau, Konrad v. Wachau, einen Bestandrevers des Unterloibener Ammans Friedrich Häusler über Tegernseer Weingärten. 1357 kauft derselbe, Amtmann und Pfleger der Adelheid v. Kuenring in der Wachau, Gülten von Konrad Nüsserl, Fleischhauer in Rossatz, und dessen Frau Katharina an. 1361 erscheint Konrad v. Wachau, der zu nicht näher bekanntem Zeitpunkt Eberhard v. Wallsee-Graz Gülten in Griesbach verkauft, als Schwiegersohn (?) der Agnes Goerg zu Rossatz. 1372 verkauft ein jüngerer Ulrich v. Wachau zusammen mit seiner Frau Katharina seinen Hof in Haitzendorf (den späteren Feiertag[er]hof, s. d.) an Konrad und Katharina Feiertager (s. NÖLA, StA Hs. 78/1, pag. 186). 1378 fungiert er als Zeuge eines Notariatsinstruments, in dem Pfarrer Jakob von Fraundorf gegenüber dem Stift St. Florian seine Einsetzung als Pfarrer von Niederranna bestätigt. 1380 ist er Inhaber von Lehen Rüdigers (d. Ä.) v. Starhemberg, die jener im genannten Jahr an Heidenreich von Maissau verkauft (s. NÖLA, Herrenstands-Archiv Karton XLIIIa, Nr. 1, unfol.). 1381 stiftet er eine tägliche Messe am Allerheiligenalter in Weißenkirchen. Georg v. Wachau ist Pfarrer von Mühlbach (am Manhartsberg?), Kuenringer Pfleger in der Wachau und vor seinem Tod um 1352 Pfarrer von Staatz. Bestattet wird er in der alten Grablege seines Geschlechts, der ehem. Pfk., jetzt Filk. Hl. Michael in St. Michael (Grabplatte fragmentiert erhalten). 1455 und 1475 ist der Hof Wohnsitz des (niederadeligen) Wachauer Richters Jobst Vindinger bzw. seines Sohnes Achaz (gest. 1511, Wappengrabplatte in der Burgkirche Oberranna), danach 1495/1523 in jenem von dessen Stiefvater, dem ebenfalls niederadeligen zeitweiligen Wachauer Richter Wenzel Nersichgern (auch Watzlab v. Göttfritz, ehem. Grabdenkmal in Stift Dürnstein). Zeitweise erscheinen nach Ausweis der an der Fassade (mehrfach erneuert) aufgemalten Wappenschilde auch die Eitzinger als Inhaber. Heute ist der Komplex in mehrere Hausparzellen geteilt, darunter jene der Fam. Korner, die hier das GH „Weiße Rose“ führt. Der Name „Pöltnerhof“ bezieht sich auf die Besitzerfam. des frühen 20. Jh.
Text A.H.Z., G.R.
Lage/Baubeschreibung Der Sitz befand sich im Bereich der Häuser Weißenkirchen in der Wachau Nr. 18, 20, und 24. Der Komplex liegt im „Marktviertel“, südl. des Marktplatzes bzw. östl. der Bachgasse. Die heutige, stark lokal geprägte, inhomogene und vielteilige Gruppe von aneinandergebauten Häusern integriert sma. Bauteile, die durch starke Überformung und Überlagerung durch jüngere Bauelemente nur noch tlw. erkennbar sind. Die westl. Hausparzelle Nr. 24 mit dem GH „Weiße Rose“ fällt durch eine reizvolle, weiß-gelb gefärbelte Barockfassade der 1. H. d. 18. Jhs. auf. Laut Dehio datieren die Bauteile des 2-gesch. Hauses zwischen dem 14. und 18. Jh. Die verputzten Mauerzüge der westl. und nördl. Trakte lassen nur indirekt durch die großen Mauerstärken ein höheres Alter vermuten. Der W-Trakt zur Bachgasse integriert eine Rauchküche mit pyramidenförmigem Schlot, das anschließende Obergeschoß zeigt eine kleine, mglw. noch dem 14. Jh. zuweisbare Spitzbogenpforte. Ein bogengestützter Gang des 17. Jhs. an der westl. Umfassungsmauer stellt die Verbindung zu einem Turm im heutigen Gastgarten im S her. Der 3-gesch., quadratische Bau besitzt im Erdgeschoß ca. 1,50 m starke Mauern, das ausgezwickelte Bruchsteinmauerwerk kann weit gespannt in das späte Mittelalter, mglw. in das 14. Jh., datiert werden. Der in jüngerer Zeit für Wohnzwecke adaptierte Bau zeigt im Erdgeschoß ein Gratgewölbe des frühen 16. Jhs., die oberen Ebenen werden durch einen eingebauten Wendeltreppenschacht erschlossen. Im Obergeschoß kragt südseitig eine erkerartige Konstruktion mit einer großen, vermauerten Spitzbogenöffnung aus. Die Gebäudekanten sind durch aufgeputzten Ortsteindekor betont, mehrere alte Fensteröffnungen durch breite Putzfaschen. Das durch eine schlichte Barockfassade gekennzeichnete, östl. anschließende Haus Nr. 20, nach Dehio im Kern aus dem frühen 16. und frühen 17. Jh., besitzt im beengten Innenhof einen Arkadengang des frühen 16. Jhs. Am äußerlich stark modernisierten Haus Nr. 18 sind an der N-Fassade Reste eines spätgot. Erkers erhalten, es soll auch einen weiteren Turm integriert haben. Da der Turm von Nr. 24 die südwestl. Ecke des urspr. Komplexes markiert, könnte eine von 2 Türmen eingefasste, repräsentative S-Front bestanden haben. Im SO des Hauses befindet sich nach Dehio die ehem. Hauskapelle des Sitzes, ein Rundbau mit polygonalem Obergeschoß, dessen 3/8-Chorschluss ein Gewölbe des frühen 16. Jhs. aufweist.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit In Gastbetrieb und Privathäuser einbezogene Teile eines Turmhofes. Bedingt zugänglich.
Touristische Infrastruktur Die Bauteile des ehem. „Turmhofes" sind heute in einen mehrteiligen, romantisch verschachtelten Gebäudekomplex privater und gastronomischer Nutzung, u. a. in den Gasthof „Weiße Rose" einbezogen. Eine Besichtigung ist nur straßenseitig bzw. im Rahmen des Gastbetriebes möglich.
Gasthäuser GH „Weiße Rose" in Weißenkirchen, GH „Kirchenwirt" in Weißenkirchen, zahlreiche Buschenschanken in Weißenkirchen.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 35
  • Bertrand Michael Buchmann, Brigitte Faßbinder, Burgen und Schlösser zwischen Krems, Hartenstein und Jauerling. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 16 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1990, 152 f.
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 405
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 553 ff.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1259
  • Franz Eppel, Die Wachau. Österreichische Kunstmonographie II. Salzburg ³1975, 226
  • Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels in der Zeit der Visitation von 1544 und überhaupt vor dem Ueberhandnehmen des Luthertums. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 9, St. Pölten 1911, 234, 282
  • Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels vor 1560. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 11, St. Pölten 1932, 121–664, 623
  • Alois Plesser, Zur Geschichte des Waldviertels vor 1627. Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 12, St. Pölten 1939, 345, 632
  • Alois Plesser, Zur Kirchengeschichte des Waldviertels vor 1627 (Teil 2). Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 13, St. Pölten 1951, 252, 519, 521, 557 f.
  • Alois Plesser, Zur älteren Geschichte der Höfe und Bürgerhäuser zu Weißenkirchen in der Wachau. Monatsblatt des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 8, 1916/17, Wien 1917, 3–11, 34–43, 49–52, 66–73, 137–140, 10 f., 36–38
  • Andreas Zajic, Die Inschriften des Politischen Bezirks Krems, gesammelt unter Benützung älterer Vorarbeiten und bearbeitet von Andreas Zajic. Die Deutschen Inschriften 72, Wiener Reihe Bd. 3: Die Inschriften des Bundeslandes Niederösterreich, Teil 3, Wien 2008, Kat.Nr. 26, 145, 148†
Pöltnerhof. Der Turm im ehem. Sitz von S (1999) - © Gerhard Reichhalter
Pöltnerhof. Der Turm im ehem. Sitz von S (1999)
© Gerhard Reichhalter
Pöltnerhof. Detailansicht der Turmfassade (1999) - © Gerhard Reichhalter
Pöltnerhof. Detailansicht der Turmfassade (1999)
© Gerhard Reichhalter