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Hauptburgenname St. Michael*
ID 2478
weitere Burgennamen Dörfflein
Objekt nicht lokalisierter Sitz
KG Mollersdorf
OG/MG/SG Tulln
VB Tulln
BMN34 rechts 724650
BMN34 hoch 358494
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte Büttner spricht von einer Burg St. Michael, die er – ohne nähere Angaben – in Beziehung zu den Orten Neuaigen und Trübensee setzt. Ältere Forscher, so z. B. Lechner, sehen St. Michael als Eigenkirche der als "Grenzgrafen" auftretenden Wilhelminer. Die Siedlung ist angeblich seit dem 12. Jh. durch Schenkung – der Chadolde? – im Besitz des Wiener Schottenklosters, doch könnte (nicht nur) hier eine Verwechslung mit dem nahen Kirchheim (s. d.) vorliegen, wo das Kloster noch 1200 größeren Besitz hat. St. Michael ist 1200 erstmals beurkundet, die "ecclesia Sancti Michaelis in Doerfflein" erscheint 1307. Das "Dörfflein" ist nach dem HONB zwischen 1280 und 1390 urk. nachweisbar. Die Vogteirechte sind in den Händen des Landesfürsten und im 14. Jh. an die Grabner verliehen, die angeblich auch das Präsentationsrecht besaßen. Als weitere Lehensträger erscheinen die Hager. Der Besitz ist noch im 16. Jh. in landesfürstlichen Lehensbüchern verzeichnet. Der Hinweis von 1443: "Aw bei Molestorff ist vormalen gewesen ein Dorff, genant zu dem Dörffleins" belegt die erfolgte Verödung der Siedlung. Die Kirche selbst ist bis 1490 urk. nachweisbar. Schließlich berichtet eine Urkunde von 1550 von einer "öden vesstn Sand Michel". Der in einer Urkunde von 1455 erwähnte Hof, der vermutlich auch 1490 genannt wird, hatte nur kurzen Bestand.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung 6,3 km nordwestl. von Tulln verzeichnet die ÖK 50/Blatt 39 innerhalb des Augebietes der Donau den Flurnamen "Michaelergrund". Die Flur gehört zum Gebiet der KG Mollersdorf und liegt im äußersten NW des Tullner Gemeindegebietes. Die Ortswüstung lag nach den Geländebegehungen von Bors innerhalb eines 1500 m langen und 500 m breiten, heute beackerten und in den Auwald ragenden Areals. Eine ca. 120 x 100 m große Scherbenstreuung liegt 1 km westnordwestl. von Mollersdorf auf einer leicht erhöhten Stelle, die östl. und südl. von der Einmuldung eines ehem. Altarmes der Donau begrenzt wird. Die Keramikfunde, darunter auch Vorratsgefäße und Ofenkacheln, datieren vom 12./13.–15./16. Jh. Bors hält die (auch durch aufgedeckte Grundmauern und div. Kleinfunde unterstützten) "Überlieferungen" bezüglich einer ehem. Burg, die ähnlich der Kirche auf einer hausbergartigen, nunmehr eingeebneten Substruktion lag, für "nicht ganz unglaubwürdig". Der im 15. Jh. urk. nachweisbare Hof konnte mittels einer entsprechenden Scherbenstreuung etwa 400 m westl. des "Dörfleins" lokalisiert werden. Die Stelle liegt am W-Rand der Flur nahe eines ehem. Altarmes der Donau. Die Keramikfunde datieren in das späte 15. Jh. und lassen eine Brandzerstörung, mglw. in Zusammenhang mit dem Türkeneinfall von 1529, vermuten.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit abgekommen
Literatur
  • Otto Biack, Geschichte der Stadt Tulln. Erweitert um die Geschichte der Marktgemeinde Langenlebarn und der Orte Frauenhofen, Mollersdorf, Neuaigen, Nitzing, Staasdorf und Trübensee. Hg. Stadtgemeinde Tulln. Tulln ²1982, 566
  • Kurt Bors, Die Entdeckung der "Stadt" Trebensee bei Tulln und anderer verschwundener Orte zwischen Absdorf und Hausleiten. Ergebnisse der Ortswüstungsforschung im Gelände. Hg. Dorfgemeinschaft Trübensee. Tulln 2003
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 385 f.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser an der Donau. Wien (Birkenverlag) ²1977, 160
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 40/2001, 699
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 II und IV, D 218, M 188
  • Karl Lechner, Die geschichtliche Landschaft zwischen Donau und Wagram. Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 27, Wien 1938, 30–70, 32, 36 f., 55 f.
  • Wüstungsarchiv der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie. URL http://www.univie.ac.at/wuestungsforschung/archiv.htm (Kurt Bors, Stand: 2008), Nr. 1025,10 und Nr. 1025,11