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Hauptburgenname Spannberg
ID 252
Objekt Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG Spannberg
OG/MG/SG Spannberg
VB Gänserndorf
BMN34 rechts 780479
BMN34 hoch 369784
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte Zwischen 1198 und 1205 erscheint urk. "Poppo de Spangenberg", vermutlich ein landesfürstlicher Ministeriale. 1274/76 ist Heinrich von Spannberg genannt, der jedoch Angehöriger des Klerus ist. Bereits 1262 ist ein Dekan in Spannberg nachweisbar. 1272 ist die Burg durch einen "Castellan" indirekt belegt. Seit A. d. 14. Jhs. ist auch Heiligenkreuz hier begütert. 1326 ist Spannberg Lehensbesitz der Falkenberger, in diesem Jahr versetzt Rapoto IV. v. Falkenberg das "veste Haus zu Spannberg samt dem Dorf" seiner Nichte Adelheid. 1334/57 stößt Jans v. Rauheneck örtlichen Besitz ab. Das Gericht hat 1391 Hans v. Klement inne, er verkauft u. a. den 1/2 Markt dem Deutschen Ritterorden in Wien, der schon 1324 hier begütert ist. 1419 verkauft Leupold v. Eckartsau das "Purkstal ze Spannberg" dem Orden, die folgenden Besitzer sind nur noch auf den Grundbesitz beziehbar. 1590 ist dieser stark zersplittert, vorrangig erscheinen die Schönkirchen, später, bis 1848 die Gfn. Kinsky.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Am NO-Rand des bebauten Gebietes von Spannberg liegen die bedeutenden Reste einer urspr. sehr ausgedehnten Hausberganlage. Diese wurde am S-Rand einer südöstl. gegen die Siedlung laufenden Hochfläche angelegt. Auf dem westl. Teil liegt die heutige Pfarrkirche, diese und die auf dem benachbarten Kernwerk situierte kleine Kapelle sind auf der ÖK 50/Blatt 42 mit entsprechenden Signaturen ausgewiesen. Schad´n hinterließ eine instruktive Planaufnahme, welche die ungewöhnliche Ausdehnung der Anlage erkennen lässt. Die daraus erschließbare Größe des Areals ist mit 280 x 170 m zu rekonstruieren, wobei die Anlage W-O orientiert der abfallenden Hochfläche folgte. Relativ zentral ist das noch heute weitgehend erhaltene, kegelstumpfförmige, in seinen Dimensionen beeindruckende Kernwerk situiert. Das Plateau erreicht einen Durchmesser zwischen 33 und 40 m, gegenüber dem Graben erreicht es eine Höhe von 9 m. Der Graben umschließt mit einer Sohlbreite von durchschnittlich 9 m das Kernwerk, öffnet sich jedoch südl. zum Geländeabfall. Im W ist er tlw. durch einen "dammartigen" Zugang, der aus abgetragenem Material des Kernwerks errichtet wurde, beeinträchtigt. Vom umlaufenden Ringwall sind nur an der N-Seite Teile erhalten, die eine Kronenbreite von 8 m erreichen und gegenüber dem Vorgelände 2 m erhöht sind. Das westl. angeschlossene Plateau rekonstruiert Schwammenhöfer als ehem. Wirtschaftsareal. Die Größe dieses Plateaus, das im Zentrum die Pfarrkirche trägt, ist mit 40 x 50 m anzugeben, in diesem Bereich dürften jedoch bereits stärkere Veränderungen stattgefunden haben, denn Schad´n deutet einen ehem. im N umlaufenden, frühzeitig abgekommenen Graben an. Im W des Kirchenplateaus führt die heutige Zufahrt durch einen Geländeeinschnitt, der auf den ehem., gegen W sichernden Graben zurückgeht, und der gegen N wohl zunehmend verebnet ist. Als 3. Teil der Anlage ist ein im O vorgelagertes, heute jedoch völlig überbautes und von Wegen zerschnittenes Plateau zu sehen, das Schwammenhöfer als Vorwerk interpretiert. Alle drei Teile der Burganlage werden an der N- und O-Seite von einem zumindest tlw. doppelt ausgebauten Wall-Graben-Ring umschlossen, der heute tlw. von der von O heranführenden Zufahrtsstraße durchschnitten wird und in diesem Bereich bereits stark beeinträchtigt ist. Dieses Annäherungshindernis sicherte vor allem gegen das eben heranführende Vorgelände im N. Im S ist dieser Befestigungsring nur mehr in Form einer tlw. erkennbaren Geländestufe nachvollziehbar. Die dem Hl. Martin geweihte Pfarrkirche geht im Kern auf eine rom. Chorquadratkirche zurück, die E. d. 18. Jhs. barock erweitert wurde und dabei auch die rom. Innenausstattung verlor. Die nach Dehio der Romanik angehörenden östl. Joche des Langhauses treten heute nicht mehr entsprechend in Erscheinung. Das eingezogene Chorquadrat mit Halbrundapsis ist durch außen sichtbar belassenes, qualitätsvolles Quadermauerwerk erkennbar. Chor und Apsis zeigen an der Basis einen Fundamentsockel, die Apsis ein zugesetztes Rundbogenfenster und einen weiß übertünchten Rundbogenfries. Der barocke Kirchturm sitzt mittels Mauerrücksprung auf einem rom., offenbar ehem. isolierten, quadratischen Baukörper, der nach Dehio als urspr. freistehende N-Kapelle späterer Zeitstellung interpretiert wird. Das mit Chor und Apsis übereinstimmende Mauerwerk zeigt in gleicher Weise einen Sockelvorsprung, darüber hinaus sind die Wandflächen durch Ecklisenen, Halbrundsäulen (z. T. mit Würfelkapitellen) und ein abschließendes Traufgesims gegliedert. Die Halbrundsäule der O-Seite wird von einer primären Rundbogenöffnung abgeschnitten, mglw. die Folge einer Umplanung. Die Zeitstellung lautet nach Dehio 3. V. d. 12. Jhs. (Chorquadratkirche) bzw. A. d. 13. Jhs. (Nebenkapelle), ein Zeitrahmen, der durch die vorhandene Mauertechnik und die Detailformen gerechtfertigt erscheint. Die sichtbaren Bauteile lassen auf einen frühzeitig bedeutenden Sakralbau schließen, der gleichzeitig mit dem E. d. 12. Jhs. nachweisbaren Sitz bestand und der zur Ansprache als "Burgkirche" berechtigt. Der Bereich der Kirche sollte folglich nicht als Wirtschaftsareal interpretiert werden, sondern dürfte relativ frühzeitig als Standort des Sakralbaues vorgesehen gewesen sein. Der zumeist mit Vorsicht ausgesprochene Begriff der "Burg-Kirchen-Anlage" ist am Beispiel Spannbergs wohl zutreffend. Die Hausberganlage, die sicher zu den größten ihrer Art zu rechnen ist, ist in Aufbau und Ausdehnung, mit Ausnahme des Kernwerks, heute durch rezente Überformungen tlw. schwer zu überblicken. Die örtliche Bebauung, zahlreiche Straßen- und Weganlagen sowie Bewuchs beeinträchtigen den Gesamteindruck. Bereits Schad´n berichtet von zerstörenden Maßnahmen, so wurden 1839 und 1892 Teile zwecks Materialgewinnung abgetragen. Zwischen 1866 und 1886 befand sich auf dem Plateau des Kernwerks der Ortsfriedhof, von dem noch die heutige, kleine Kapelle stammt. Anlässlich der Friedhofsverlegung 1886 wurde eine got. Kapelle, mglw. ein ehem. Karner im N der Pfarrkirche, abgetragen, das Gelände um die Kirche wurde 1888 eingeebnet. Schad´n berichtet relativ ausführlich auch von Erdställen, die das Gelände durchlaufen und angeblich in Bereiche unter der Kirche mündeten. Die herangezogenen Nachrichten stammen jedoch aus dem 19. Jh., Aufzeichnungen darüber sind verschollen.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Ehem. ausgedehnte Hausberganlage, tlw. zerstört. Gelände großteils zugänglich.
Literatur
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 363 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser vom Marchfeld bis Falkenstein. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 13 (Birken-Reihe), Wien 1982, 59 f.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 1099 f.
  • Karl Kafka, Wehrkirchen Niederösterreichs II. Wien (Birkenverlag) 1970, 146 f.
  • Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 224 ff.
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 97
Spannberg. Planaufnahme der ehem. Hausberganlage - © aus: Schad’n: Hausberge, 226
Spannberg. Planaufnahme der ehem. Hausberganlage
© aus: Schad’n: Hausberge, 226
Spannberg. Luftbild der Gesamtanlage von SO (2004) - © Gabriele Scharrer-Liška
Spannberg. Luftbild der Gesamtanlage von SO (2004)
© Gabriele Scharrer-Liška