Bitte aktivieren Sie Javascript! Andernfalls kann es sein, dass Inhalte der Website nicht richtig angezeigt werden.

Hauptburgenname Ebenthal
ID 310
Objekt Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG Ebenthal
OG/MG/SG Ebenthal
VB Gänserndorf
BMN34 rechts 784125
BMN34 hoch 366580
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte Örtlicher Adel ist ab dem frühen 13. Jh. nachweisbar. Ab 1337 sind die Zelkinger Herrschaftsbesitzer, als deren Dienstleute die Ebenthaler bis 1420 nachweisbar sind. Den Zelkingern folgt um 1445 Kaspar Kreßling, 1487 folgen die Grabner. Doch 1479 erhalten die Zelkinger von K. Friedrich III. "das brochne Gesloß" zu Pfand. Die komplizierten Besitzverhältnisse erklärt Büttner mit den Wirren jener Zeit. 1534 sind die Lamberg hier begütert. 1565 gelangt der Besitz von Leopold Hauser an die Landau, 1622 an die Teuffenbach, 1668 an die Gfn. Althan, 1700 an die Gfn. Sinzendorf und die Gfn. Collalto, 1732 an Gf. Kohary, später an die Prinzen v. Sachsen-Coburg-Gotha. Ab dem 17. Jh. ist die Besitzerreihe wohl auf das Schloss zu beziehen. Seit 1970 ist Karel Strümpf Eigentümer des Schlosses.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Die tlw. erhaltene, ehem. ungewöhnlich ausgedehnte Hausberganlage bildet mit ihren Erdwerken noch heute die Topographie des südöstl. Ortsteiles. Der heutige Kirchhügel ist ein Teil der Anlage, die sich entlang der nach Grub an der March führenden Straße erstreckt, unmittelbar gegenüber der Straße liegt das neuzeitliche Schloss. Die 3-teilige Hausberganlage bediente sich einer natürlichen, NW-SO laufenden Geländezunge, wobei sie tlw. aus dieser herausgearbeitet, zum größten Teil jedoch durch Aufschütten angelegt wurde. Der Plan von Schad´n zeigt die gewaltige Größe der Anlage, die Geländeaufbereitungen erstrecken sich über ein Areal von rund 200 m Länge und bis zu ca. 90 m Breite. Die Erdwerke sind heute tlw. verändert noch erhalten, doch stark in die umliegende Bebauung des Ortes integriert. Schwammenhöfer vermutet den zentralen Hügel als Kernwerk der Burganlage, der kegelstumpfförmige Hügel ist noch ca. 10 m hoch, sein Plateau misst im Durchmesser 22 m. Die Böschungen sind im Zuge der Bebauung stark abgegraben, der gesamte Hügel ist stark überwachsen. Der Plan von Schad´n deutet eine eigene Wall-Graben-Sicherung des Kernwerks an, entsprechende Befunde sind heute nicht mehr möglich. Südöstl. benachbart liegt der 2. Teil der Anlage, ein kegelstumpfförmiges, noch 4–6 m hohes Erdwerk mit einem Plateaudurchmesser von 16–24 m. Dieser Teil ist heute parkartig ausgestaltet, die Funktion dieses Teiles ist mglw. als Vorwerk oder Wirtschaftsareal anzugeben. Der flächenmäßig größte Teil des Sitzes ist der nordwestl. Hügel, welcher die heutige Pfarrkirche trägt. Das Erdwerk erhöht sich 6–8 m über das Umland, das Plateau erreicht eine Ausdehnung von 25 x 40 m. Trotz Baumbewuchses und mehrerer Erschließungswege ist dieser Teil heute gut überblickbar. Die Außensicherungen, welche die Erdwerke urspr. wohl umfassend umgaben, sind heute völlig abgekommen, ihr Verlauf dürfte jedoch von den allseitig umlaufenden Straßenführungen beschrieben werden. Die auf dem nordwestl. Erdkörper situierte Pfarrkirche Hl. Koloman ist äußerlich ein Barockbau des 17. Jhs., der 1831/40 stark erweitert und verändert wurde. Ein rom. Baukern wird im Dehio fraglich vermutet, durch Analogieschlüsse könnte auch hier ein hochmittelalterlicher Vorgängerbau innerhalb eines dafür vorgesehenen Areals des Sitzes angenommen werden. Das Schloss bildet hier den etwas standortverlagerten Nachfolgebau des mittelalterlichen Sitzes. Ein erster Bau ist nach Dehio in das späte 17. Jh. zu setzen, der heutige Bau bildet den nach der Übernahme durch Gf. Andreas Josef Kohary ausgeführten Neubau, dessen Kapelle 1747 geweiht wurde. Dieser Bau präsentiert sich heute als vorbildlich restaurierte, 2-gesch. 4-Flügelanlage, die einen rechteckigen Binnenhof umschließt. Als traditionelles Bauelement ist der Graben an der NO- und Hauptfassade des Baues zu sehen. Die innerhalb eines 3-achsigen, giebelgekrönten Mittelrisaliten angelegte Toranlage ist über eine Brücke zu betreten. Der Fassadenschmuck mit genuteter Erdgeschoßzone, Betonung der Fensterachsen und Ortsteindekoration zeigt eine relative Strenge, die vom wesentlich üppiger dekorierten Mittelrisalit unterbrochen wird. Das Schloss ist heute Privatbesitz und nicht zu besichtigen. Im N des Schlosses liegt das Areal des Meierhofes mit einem dominant in Erscheinung tretenden, mehrgeschoßigen Schüttkasten aus der M. d. 18. Jhs. Der Speicherbau wurde in jüngster Zeit revitalisiert und zur "Kulturwerkstätte" der Gemeinde Ebenthal ausgebaut.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Tlw. erhaltene und stark überbaute Hausberganlage, tlw. zugänglich.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 134
  • Andrea Böhm, Ebenthal. Heimatchronik von den Anfängen des Ortes bis heute. Ebenthal 1999, 78–87
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 76 f.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser vom Marchfeld bis Falkenstein. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 13 (Birken-Reihe), Wien 1982, 44 f.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 116
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 136 f.
  • Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 91
  • Karl Kafka, Wehrkirchen Niederösterreichs II. Wien (Birkenverlag) 1970, 131
  • Wilhelm Georg Rizzi, Schloß Ebenthal. Zur Baugeschichte. Wien 1981; – Ders., Das Schloß zu Ebenthal in Niederösterreich. ARX 1984, 3 ff.
  • Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 128 f.
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 14
  • Eva Smekal, Beispiele zur gelungenen Revitalisierung von Schüttkästen. In: Speicher, Schüttkästen. Die Schwierigkeit einer zeitgemäßen Nutzung. Denkmalpflege in Niederösterreich 21 (= Mitteilungen aus Niederösterreich 5), St. Pölten 1999, 27–35, 28 f.
Ebenthal. Vischer-Stich von 1672 mit der Hausberganlage neben dem Vorgängerbau des Schlosses. - © Georg Matthäus Vischer
Ebenthal. Vischer-Stich von 1672 mit der Hausberganlage neben dem Vorgängerbau des Schlosses.
© Georg Matthäus Vischer
Ebenthal. Luftbild von SO. Die Hausberganlage erstreckte sich zwischen den beiden Straßen über 3 getrennte Hügel, das runde Kernwerk ist gut erkennbar (2004) - © Gabriele Scharrer-Liška
Ebenthal. Luftbild von SO. Die Hausberganlage erstreckte sich zwischen den beiden Straßen über 3 getrennte Hügel, das runde Kernwerk ist gut erkennbar (2004)
© Gabriele Scharrer-Liška