Bitte aktivieren Sie Javascript! Andernfalls kann es sein, dass Inhalte der Website nicht richtig angezeigt werden.

Hauptburgenname Gaiselberg
ID 480
Objekt Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG Gaiselberg
OG/MG/SG Zistersdorf
VB Gänserndorf
BMN34 rechts 778242
BMN34 hoch 377078
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Der Ort Gaiselberg, 4 km westl. von Zistersdorf, ist über Nebenstraßen von der B 7/E 7 (bei Schrick östl. abzweigen) bzw. von der B 40 aus Richtung Zistersdorf zu erreichen. Bei der Ortsdurchfahrt den grünen Wegweisern ("Hausberg") folgen, die durch das benachbarte Kellerviertel bis unmittelbar zum Hausberg weisen. RAD: Der "Bernsteinweg" führt 4 km westl. von Zistersdorf direkt durch den Ort.
Geschichte Um 1160 gelangt die Siedlung, damals noch "Poingart" genannt, durch den Bf. v. Passau an die durch die Kuenringer errichtete Pfarre Zistersdorf. Die Kuenringer sind Lehensträger des Pernegger Drittelzehents der Pfarre Zistersdorf und damit mglw. auch mit Gaiselberg in Verbindung zu bringen. Später gelangt die Grundherrschaft an die Lengenbacher. Etwa zu Beginn der 2. Besiedelungsphase, um 1235/36, gelangt der Besitz an die Gfn. v. Schaunberg, die ihn weiterhin an die Kuenringer verleihen. 1311 wird der Ort erstmals Gaiselberg genannt, mglw. nach einer aus Oberösterreich zugewanderten Familie. Die Kuenringer dürften den Besitz als Afterlehen an kleinadelige Personen verliehen haben, sie sind bis etwa 1350 als Inhaber der Herrschaft, zuletzt als Lehensträger der Hft. Orth, anzunehmen. Nicht gesichert sind die Liechtenstein-Nikolsburg als Folgebesitzer zu vermuten. Um 1400 (um 1394?) dürfte Hans Ruckendorfer als Lehensträger der Hft. Orth hier sitzen. Zu dieser Zeit wird die Anlage neuerlich zerstört und am Beginn der 3. Besiedelungsphase, um 1409/1414, wird die Anlage instandgesetzt. 1419 werden die Ruckendorfer mit der landesfürstlichen "Vessten zu Gaiselberg", nunmehr wohl wieder bewohnbar, belehnt. 1464 sitzen hier die Fronauer. Um 1500 wird die Burg letztmalig umgebaut und gelangt um 1524 an die Lamberg. Die Aufgabe des Sitzes erfolgt M. d. 16. Jhs. Die Besitzerreihe der Neuzeit, die nur noch für den örtlichen Grundbesitz relevant ist, verzeichnet die Althan, die Pappenheim, die Landau, und Teuffenbach. 1622 kommt Gaiselberg unter Rudolf v. Teufenbach als freies Eigen zur Hft. Zistersdorf. Der Hausberg ist heute Eigentum der Gemeinde Gaiselberg.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Der Hausberg liegt 3,8 km westsüdwestl. von Zistersdorf, etwa 500 m westsüdwestl. der Ortskapelle von Gaiselberg, auf dem Ende einer nordöstl. gegen den Ort ziehenden Geländezunge. Auf der ÖK 50/Blatt 25 erscheint südwestl. benachbart der für die Geländezunge gültige Flurname "Hausberg", die Anlage selbst ist auf der Karte durch den dargestellten Grabenring deutlich erkennbar. Die Erdsubstruktionen sind auf bereits stark gegen N, gegen die Siedlung geneigtem Gelände errichtet. Die Anlagen wurden sowohl durch Aushub, als auch durch Anschüttung gebildet, wobei die Höhenstaffelung der einzelnen Teile der vorhandenen Topographie folgt. Die nahezu kreisrunde Anlage mit einer Gesamtfläche von 16.000 m² erreicht einen Gesamtdurchmesser von ca. 140 m. Die in ihrer Form und Erhaltung in Niederösterreich einzigartige Anlage besteht aus einem kegelstumpfförmigen Kernwerk und 3 konzentrisch umlaufenden Wallringen, wobei die äußeren Wallringe vor allem an der Talseite nicht im vollen Maß ausgebaut erscheinen. Das massige, 8–10 m hohe Kernwerk besitzt einen Plateaudurchmesser von ca. 28 m. Es ist heute über einen gesicherten Steig von SO zu erreichen. Die auf dem Plateau sichtbaren Geländeunebenheiten, vor allem im südl. Bereich, stammen vermutlich von den Grabungsarbeiten der Jahre 1958–1972. Der innerste Wallring erhöht sich bis zu 5 m über den innersten Graben, die Breite seiner Krone misst durchschnittlich 4 m. Die Hanglage beeinflusste auch die Höhe der Wallkrone, die nur im S die Höhe des Kernwerks erreicht. Ähnlich erklären sich die unterschiedlichen Höhen seiner äußeren Böschungen, die an der Bergseite 4 m erreichen, im NW jedoch ca. 12 m. Partiell erscheint der Wall rezent abgegraben, so im NW und im Bereich des heutigen Zugangs im SO. Der 2. Wallring besitzt eine Kronenbreite von durchschnittlich 2,50 m und überragt im S und SW den 1. Wallring. Im NW ist er nur noch als Stufe ausgebildet, im SO ist er durch den Zugang durchschnitten. Der 3., äußere Wallring ist nur im S und SW in voll ausgebautem Zustand erhalten und überragt hier die inneren Wälle. Der Plan von Schad´n zeigt im NW das völlige Fehlen dieses Wallringes, ob hier rezente Veränderungen vorliegen, ist nicht bestimmbar. Im Bereich des heutigen Zuganges im SO der Anlage sind in die beiden äußeren Wallringe Keller eingebaut, im Bereich des Parkplatzes ist der äußere Ring völlig verschwunden. Kernwerk und 1. Wallring sind heute nur von Gras und wenigen Bäumen bewachsen, wodurch die Ausbildung der Anlage klar erkennbar ist. Die peripheren Bereiche sind leider stark von Baum- und Buschwerk bewachsen und nur bedingt begehbar, sodass ein geeigneter Überblick über jene Teile nur erschwert zu gewinnen ist. Durch die systematischen archäologischen Untersuchungen unter Fritz Felgenhauer zwischen 1958 und 1972 ist der Hausberg zu den bestuntersuchten, derartigen Anlagen Österreichs zu zählen. Dabei konnte eine in drei Hauptphasen gliederbare Besiedlung festgestellt werden. Die 1. Phase ist zwischen ca. 1160 und ca. 1240 zu datieren. Die Bebauung bestand zu dieser Zeit nur aus Holzobjekten, das Wohngebäude war mglw. als Schwellenbau angelegt, für Wirtschaftszwecke waren Grubenhäuser vorhanden. Die Befestigung ist ausschließlich als Palisaden- bzw. Flechtwerkzaun rekonstruierbar, die Umwallung bestand nur aus dem innersten Wallring. Die Besiedlung endete mit einer nachweisbaren Brandzerstörung, wobei diese jedoch eher als Abbruchtechnik interpretiert wird. Die 2. Phase ab 1240/60 führte zu einer Verbesserung der Sitzqualität, die sich in erster Linie durch die Errichtung eines im S des Kernwerkplateaus situierten, rechteckigen Steinbaues von 16 x 9,5 m Größe und 1,50 m Mauerstärke manifestierte, dessen obere Zonen wahrscheinlich als Holzbau rekonstruierbar sind. Ein aufgefundener Buckelquader legt eine repräsentative Gestaltung des "Festen Hauses" nahe, das bereits mit einem Kachelofen beheizbar war. Die ergänzende Bebauung bestand weiterhin aus einfachen Holzobjekten. Unterhalb des Wohnbaues konnte eine Erdstallanlage festgestellt werden, deren gesamte Ausdehnung jedoch nicht näher untersucht werden konnte. Die Außensicherungen wurden durch die Anlage der beiden äußeren Wälle verstärkt, für den Materialtransport wurden offenbar Eingriffe am inneren Wall durchgeführt. Um 1400 endete diese Phase der Besiedlung mit einer weiteren Brandkatastrophe, die nun jedoch als Feindeinwirkung gedeutet wird. Die 3. Phase benützte das nach der Zerstörung im frühen 15. Jh. wieder errichtete "Feste Haus", dessen Obergeschoße jetzt in Massivbauweise errichtet wurden. Daneben konnte die Anlage mehrerer tiefer Erdkeller sowie einer Brückenanlage zur Erschließung des Kernwerks festgestellt werden. Durch den Erdstall ausgelöste Fundamentierungsprobleme führten um 1500 zur Neuerrichtung der O-Mauer des Hauses. Adaptierungen der Wall-Anlagen waren während der gesamten Besiedlung festzustellen. Nach 1500 konnte ein allmählicher Verlust der Sitz- und Wirtschaftsfunktionen nachgewiesen werden, um die M. d. 16. Jhs. wurde die Anlage endgültig aufgegeben und in der Folgezeit zur Materialgewinnung abgetragen. Der Hausberganlage von Gaiselberg ist in vielfacher Weise eine Sonderstellung zuzubilligen, nicht zuletzt durch die durchgeführten archäologischen Untersuchungen, die, neben wertvollen und bemerkenswerten Befunden zur Anlage selbst, auch bedeutende Ergebnisse zur allgemeinen Erforschung derartiger Burganlagen lieferten. Die besondere Dichte des Fundmaterials, im Besonderen der Keramikfunde, gestattete die genaue Datierung der Besiedlungsphasen. Die dabei erstellte Keramikchronologie ist noch heute Basis für weitere Forschungen.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Sehr gut erhaltene und beeindruckende Hausberganlage. Frei zugänglich.
Touristische Infrastruktur Beschilderte Zufahrt bis zum kleinen Parkplatz neben dem Hausberg. Der Hausberg von Gaiselberg ist durch seinen Erhaltungszustand, seine Gestalt und letztlich auch durch die entsprechende Erschließung zu den sehenswertesten und wertvollsten Anlagen seiner Art zu zählen. Die wohl auch für einen fachfernen Besucherkreis beeindruckende Anlage ist ganzjährig frei zugänglich. Eine Informationstafel nennt die wichtigsten Daten zur Geschichte der Burg.
Gasthäuser GH "Zum Alten Rathaus" in Zistersdorf, GH "Zum Karpfenteich" in Nexing.
Literatur
  • Lothar Beckel, Ortolf Harl, Archäologie in Österreich. Salzburg–Wien 1983, 61
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 I, 13
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 416 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser vom Marchfeld bis Falkenstein. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 13 (Birken-Reihe), Wien 1982, 107 f.
  • Rudolf Büttner, Gaiselberg als Wehranlage in den historischen Quellen. In: Burgen- und Siedlungsarchäologie des Mittelalters. Veröffentlichungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte V, Wien 1971, 3–5
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 235
  • Sabine Felgenhauer-Schmiedt, Das Fundmaterial des Hausberges zu Gaiselberg, NÖ. Archaeologia Austriaca 62, Wien 1977, 209–336
  • Fritz Felgenhauer, Probegrabung auf dem Hausberg von Gaiselberg bei Zistersdorf. Nachrichtenblatt der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte 7, Wien 1958, 66–65. – Ders., Grabungsbericht Hausberg Gaiselberg. Mitteilungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte 11, Wien 1960, 28–29; 12, 1961, 107–108; 13, 1962, 110–111; 17, 1966, 25; 18, 1967, 107. – Ders., Der Hausberg zu Gaiselberg, Niederösterreich (Ergebnisse der Grabungen 1958–1967). In: Burgen- und Siedlungsarchäologie des Mittelalters. Veröffentlichungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte V, Wien 1971, 15–17 – Ders., Der Hausberg von Gaiselberg. Eine Wehranlage des 12.–16. Jahrhunderts in Niederösterreich. Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters 1, Bonn 1973, 59–97
  • Sabine Felgenhauer-Schmiedt, Die Keramischen Horizonte des Hausberges zu Gaiselberg, p. B. Gänserndorf, NÖ. Archaeologia Austriaca, Beiheft 10, Wien 1969, 10–24
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 7/1956–60, 170
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 9/1966–70, 94
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 II, G 15
  • Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 133 ff.
  • Hans P. Schad´n, Wehrbauten, Erdställe und andere Schutzvorrichtungen. In: Der politische Bezirk Gänserndorf in Wort und Bild. Ein Heimatbuch für Schule und Haus. Gänserndorf 1970, 437–443, 437 f.
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 23