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Hauptburgenname Pirawarth
ID 61
Objekt Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG Pirawarth
OG/MG/SG Bad Pirawarth
VB Gänserndorf
BMN34 rechts 769648
BMN34 hoch 368783
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte Bereits frühzeitig ist Klosterneuburg hier begütert. Zwischen 1150 und 1180 erscheint urk. Rudolf I. v. Pirawarth, weitere Familienangehörige, Dienstleute Klosterneuburgs, sind bis ca. 1230 nachweisbar. 1312 erscheint Anna v. Pirawarth. Die Begüterung Klosterneuburgs beendete mglw. frühzeitig weltliche Besitzformen, eine zeitliche Grenze ist jedoch nicht anzugeben. Die Nachricht, wonach Konrad Fronauer ein Bollwerk ("bastitas") 1461 an Hzg. Albrecht VI. zu übergeben habe, ist bezüglich der Funktion der Anlage nicht klar einordbar. 1683 ist "Pirchenwarth in der Khirch" zum Zufluchtsort bestimmt. Die Grundherrschaft des Stiftes Klosterneuburg bestand noch 1840.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Die Pfarrkirche von Bad Pirawarth liegt im Zentrum einer ehem. hausbergartigen Anlage. Diese wurde aus dem westl. Ausläufer eines südl. gegen den Ort laufenden Höhenrückens herausgearbeitet. Die Anlage liegt unmittelbar über dem orographisch linken Ufer des ortsquerenden Weidenbaches. Eine polygonal laufende Umfassungsmauer umgibt den heutigen Kirchenhügel, der vom ehem. Kernwerk der Burg gebildet wird. Das Plateau erreicht einen Durchmesser von rund 45 m. Das östl. überhöhte Vorgelände mit dem heutigen Ortsfriedhof wird durch einen Abschnittsgraben gesichert. Der Graben und die von diesem ausgehende, umlaufende, sehr breite Wallstufe werden von Straßen benutzt, die von SO die Zufahrt zur Kirche bilden, ein Umfahren des Kernwerks ermöglichen und an der NO-Seite auch in den Kirchhof führen. Der heute tlw. verebnete Graben dürfte urspr. tiefer ausgebildet gewesen sein. Das Kernwerk besitzt im O einen gegen die Überhöhung gerichteten, 2,5 m hohen Randwall, welcher mit bogenförmigem Verlauf der Böschung zum Graben folgt. Die nur noch mäßig hohe Umfassungsmauer umläuft mit Ausnahme des für die Zufahrt planierten Bereiches den Rand des Kernwerks und ist in stark verfallenem Zustand auch an der Krone des Walles zu verfolgen. An der SO-Seite integriert die Mauer einen kleinen halbrunden Schalenturm von ca. 3,10 m Durchmesser. Neben diesem Bauteil weist auch die Mauertechnik auf eine Errichtung im Spätmittelalter hin. Vermutlich ist hier das 1461 genannte "Bollwerk", das die vorhandenen Erdsubstruktionen des mittelalterlichen Sitzes nutzte, zu sehen. Die heutige Pfarrkirche Hll. Barbara und Agatha ist ein Barockbau von 1739/56, nach Dehio wäre aber ein mittelalterlicher Vorgängerbau anzunehmen. Zur Erschließung des Kirchhofes wurde im 18. Jh. ein Torbau an der südl. Kirchhofmauer errichtet. Wenn Schwammenhöfer heute Zweifel an der Sitzfunktion während des Hochmittelalters äußert, so ist auf die durchaus geeignete und formtypische Ausbildung der Anlage hinzuweisen, die mglw. im Spätmittelalter für eine temporäre taborartige Befestigung genutzt wurde und die auch in späterer Zeit geeignete Voraussetzungen für einen Zufluchtsort in Form einer "Wehrkirche" bot.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Erhaltene Reste einer hausbergartigen Anlage. Frei zugänglich.
Literatur
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 61 f.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser vom Marchfeld bis Falkenstein. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 13 (Birken-Reihe), Wien 1982, 40
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 881
  • Karl Lechner (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Österreich 1, Donauländer und Burgenland. Stuttgart ²1985, 467 f.
  • Karl Kafka, Wehrkirchen Niederösterreichs I. Wien (Birkenverlag) 1969, 28 f.
  • Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 200 f.
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 4
Pirawarth. Graben und Rondell an der SO-Seite der ehem. Kirchhofbefestigung - © aus: Schad’n: Bildatlas
Pirawarth. Graben und Rondell an der SO-Seite der ehem. Kirchhofbefestigung
© aus: Schad’n: Bildatlas