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Hauptburgenname Baumgarten II
ID 70
weitere Burgennamen Baumgarten an der March, Alt-Baumgarten
Objekt nicht mehr erhaltene Wehranlage|Adelssitz|Burgstelle
KG Baumgarten an der March
OG/MG/SG Weiden an der March
VB Gänserndorf
BMN34 rechts 790142
BMN34 hoch 352710
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt An der scharfen Kurve der Ortsdurchfahrt nordöstl. zur Kirche abzweigen.
Geschichte Baumgarten wird 1067 in Zusammenhang mit einer Schenkung Kg. Heinrichs IV. an das Bistum Passau erwähnt (BUB 4, Nr. 57A), das noch 1250 den Ort gegenüber Herrmann v. Ofen beansprucht. Heiligenkreuzer Besitz ist seit E. d. 12. Jhs. nachweisbar. Besitz zu Baumgarten gelangt zu dieser Zeit sowie zu Beginn des 13. Jhs. durch Waldo und Konrad von "Altah" an das Kloster. Das Babenbergerurbar verzeichnet auch landesfürstlichen Besitz. Ein Anteil des Dorfgerichtes gelangt 1340 an die Puchheim. Ein örtliches Adelsgeschlecht ist bislang nicht nachweisbar. Nach Büttner tradiert die volkstümliche Bezeichnung des Erdwerks "Minihof" einen befestigten Hof der Heiligenkreuzer Mönche.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Baumgarten an der March liegt 3,3 km östl. von Oberweiden am Rand des Augebietes der March. Die kleine Ortskirche, die Filialkirche Hl. Markus, die mglw. in Zusammenhang mit einem abgekommenen Sitz zu sehen ist, liegt abgesetzt vom heutigen Siedlungsverband ca. 380 m nordöstl. der Ortsdurchfahrt. Die heutige Geländesituation gestattet nur wenige Befunde, die Vermutungen bezüglich eines ehem. Sitzes beruhen auf den Forschungen Schwammenhöfers, der die Kirche als Zentrum einer abgekommenen Altsiedlung sieht, sowie auf Analogieschlüssen. Die Kirche liegt im Zentrum einer gering erhöhten Geländeterrasse, die von einer rechteckig bis polygonal geführten Friedhofs- bzw. Umfassungsmauer umgeben ist. Die Stelle liegt innerhalb einer Bachschleife, deren Einschnitt im W und S vom Umland isoliert. Scherbenstreuungen innerhalb einer östl. vorgelagerten Ackerfläche stammen nach Schwammenhöfer von einer ehem. hochmittelalterlichen Siedlung, die erst später in den heutigen Ortsbereich verlagert wurde. Die bemerkenswerte Kirche ist ein offensichtlich rom. Chorquadratsaal, der sekundär zu einer Chorturmkirche ausgebaut wurde. Das an den gesamten Außenfronten des Primärbaues sichtbare, äußerst qualitätsvolle Quadermauerwerk widerspiegelt wohl die Ansprüche herrschaftlich-seelsorglicher Funktion, inwiefern eine Ansprache als herrschaftliche Eigenkirche berechtigt erscheint, ist nach gegenwärtigem Wissensstand nicht zu beantworten. Trotz der Barockisierung von 1733, die sich vorwiegend auf den Innenbereich bezog und leider mehrere große Rundbogenfenster entstehen ließ, ist der hochmittelalterliche Bau in seltener und hervorragender Weise erhalten. Das aus mittelformatigen, durchschnittlich gleich großen Quadern bestehende Mauerwerk ist offensichtlich stark restauriert, lässt jedoch örtlich vermehrt, mitunter durch Vierungen ausgeglichenen Lagerfugenversatz beobachten. In den westl. Zonen des Langhauses zeigen sich Störungen, die wohl durch jüngere Bautätigkeit entstanden (Verlängerung nach W). Die nördl. Sakristei zeigt die Verwendung von Spolienmaterial. Die im Dehio vorgeschlagene Datierung in die 2. H. d. 13. Jhs. erscheint zu spät. Das wohl dazu herangezogene Fenster im Scheitel des Chores, ein bereits spitzbogiges Lanzettfenster mit starker Außentrichterung, dürfte der eigenartigen Verschneidungen seiner Gewändesteine zufolge ein sekundärer Einbau sein. Die oberen Zonen des Turmes zeigen durch lagerhafte, noch der Einzellage verhaftete Bruchsteinstrukturen die sekundäre Errichtung, wohl ab der M. d. 13. Jhs. Als Zugang zu den oberen Geschoßen diente ein nachträglich zugesetzter Hocheinstieg in der S-Mauer. Vom Primärbau, der vermutlich noch dem 12. Jh. zuzuweisen ist, stammen das zugesetzte, mit flachem Sturz versehene N-Portal und ein benachbartes, sich stark verengendes Rundbogenfenster mit rot-weiß gemaltem Strahlendekor in der Laibung. An der SO-Ecke des Langhauses sind verblassende Reste von weiß gemalten, wohl hochmittelalterlichen, zoomorphen Darstellungen erhalten, u. a. eine aus Hirsch und Hunden bestehende Jagdszene. Das ca. 700 m südl. der Filialkirche, am südl. Rand der Siedlung situierte Erdwerk, volkstümlich als "Minihof" bezeichnet, dürfte trotz hochmittelalterlicher Lesefunde nicht als mittelalterlicher Hausberg anzusehen sein, sondern wird vielmehr in die Reihe der örtlich nachweisbaren, neuzeitlichen Befestigungen, den sog. "Kuruzzenschanzen" zu stellen sein. Ähnliche Anlagen liegen nahe Zwerndorf an der March und südl. von Marchegg. Da im benachbarten Gelände bereits Altbesiedlungen festgestellt werden konnten, dürfte entsprechendes Fundmaterial bei der Errichtung des Erdwerks verbracht worden sein. Eine Beziehung zur unweit situierten Hausberganlage "Im alten Haus" (s. d.) ist derzeit nicht nachweisbar.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit abgekommen
Literatur
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 393 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser vom Marchfeld bis Falkenstein. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 13 (Birken-Reihe), Wien 1982, 79
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 59
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 27/1988, 151
  • Erwin Kupfer, Das Königsgut im mittelalterlichen Niederösterreich vom 9. bis zum 12. Jahrhundert. Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 28, St. Pölten 2000, 147
  • Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 67
  • Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 117
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 5/1
Baumgarten II. Bauphasenplan (2007) - © Plangrundlage: Adalbert Klaar (1964). Baualter: Gerhard Reichhalter. Digitalisierung: Patrick Schicht
Baumgarten II. Bauphasenplan (2007)
© Plangrundlage: Adalbert Klaar (1964). Baualter: Gerhard Reichhalter. Digitalisierung: Patrick Schicht