Bitte aktivieren Sie Javascript! Andernfalls kann es sein, dass Inhalte der Website nicht richtig angezeigt werden.

Hauptburgenname Jeßnitz
ID 714
weitere Burgennamen Wolfsgrubkogel, Hausstein, Haus Stein
Objekt Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG Grafenmühl
OG/MG/SG St. Anton an der Jeßnitz
VB Scheibbs
BMN34 rechts 664735
BMN34 hoch 314639
UTM 33N rechts 514225.08
UTM 33N hoch 5312389.48
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt Vom Ortsgebiet bei der Abzweigung zur Hochbärneckhütte den Wanderweg zum Wolfsgrubsattel nehmen, oberhalb des „Hausbauern" gelangt man nördl. über die neu angelegte Forststraße bis zur Burgstelle.
Geschichte Die ritterständischen Jeßnitzer erscheinen 1270 mit „Otto de Yeheniz" (FRA II/31, Nr. 287), die Burg war wohl freieigener Besitz (Weigl). In der 1. H. d. 14. Jhs. sind zahlreiche Mitglieder der Fam. urk. nachweisbar, die zu jener Zeit verm. bereits auch auf dem seit 1302 dokumentierten „Jeßnitzhof", heute „Innerer Hofbauer", wohnen. Auf der Burg sitzen Burggrafen, von denen 1335 „Seyfrid der Purggraf zu Gesnitz" urk. genannt ist. 1357 verkaufen „Pernhart von Jesnitz" und seine Gattin „daz halb Haus Vnsern tail ze Jesnitz" an den Landesfürsten, der den Anteil der Kartause Gaming schenkt. Hzg. Rudolf gestattet schließlich 1360 den Verkauf der 2. Hälfte durch Hartneid den Jesnitzer an das Kloster. Der Abbruch erfolgt verm. kurz danach. Auf den ehem. Meierhof unter der Burg beziehen sich die Nennungen von 1352 „vnderm Haus" und 1632 „Hindern Hauß".
Text M.K., G.R.
Lage/Baubeschreibung Der Burgstall der Burg Jeßnitz liegt in der Rotte Hochreith, 1,3 km westnordwestl. der Kirche von St. Anton an der Jeßnitz auf einem Ausläufer des Wolfsgrubkogels, hoch über dem linken Ufer der Jeßnitz. Der Wolfsgrubkogel (Kote 673) erhebt sich 650 m westsüdwestl. der Anlage, 700 m südwestl. findet sich in einer kleinen Rodungsinsel am Wolfsgrubsattel der Einzelhof „Wolfsgrub". Der talwärts gegen NO ziehende Ausläufer des Wolfsgrubkogels bildete am äußersten Ende einen etwa W-O-laufenden, felsdurchsetzten Sporn, die Lagestelle der Burg. Von der einst mehrteiligen, aus einem Kernwerk, einem Vorwerk und einem vorgelagerten Siedlungsplateau bestehenden Burganlage sind neben den Bodensubstruktionen nur noch spärliche Mauerreste erhalten. Der Grundriss Pöchhackers bietet entsprechende Unterstützung, die Struktur der Anlage nachzuvollziehen. Das Kernwerk der Anlage ist ein am östl. Spornende situierter, W-O-orientierter Bereich von rund 30 m Länge und knapp 20 m Breite. Die Fläche wird von den spärlichen Resten des ehem. Berings umgeben, der im W relativ geradlinig und orthogonal geführt war, im O hingegen auf das schmaler werdende Gelände reagiert und mehrfach polygonal abgewinkelt war. Im Zentrum des Berings liegt eine knapp 20 m lange und nur 7 m breite ebene Fläche, die wohl den ehem. Hof bildete. Der Verlauf des Berings und die Lage des Hofes legen eine ehem. 3-seitige, randständige Bebauung nahe, die an der westl. Zugangsseite Platz für das ehem. zentral angelegte Tor ließ. Da der Bering gegenüber dem Hof tlw. tief im Steilhang verläuft, könnte eine ehem. Unterkellerung der Trakte vermutet werden. Pöchhacker zeigt eine schildmauerartige Verstärkung des zugangsseitigen Berings, was durch das Fehlen von Mauern in diesem Bereich nicht mehr erkennbar ist. Vor dem Kernwerk liegt ein tiefer, bis zu 10 m breiter Halsgraben, für den der anstehende Fels tlw. senkrecht abgearbeitet wurde. Zwischen diesem Graben und dem wesentlich „seichter" angelegten ersten Halsgraben verblieb ein kleiner, quer zur Hauptachse orientierter Felshügel, dessen etwa 10 x 6 m großes Plateau ein kleines Vorwerk trug, das den Zugang sicherte. Auch hier sind entgegen dem Plan Pöchhackers keine Mauerreste mehr sichtbar. Vor dem ersten Halsgraben schließt ein auffälliges horizontales Plateau an, das an der S-Seite vom natürlichen Fels gegen die westl. Bergseite vom ansteigenden Gelände begrenzt wird. Knapp vor dem Anstieg ist eine runde Bodenvertiefung zu beobachten, die vermutl. eine ehem. Bebauung anzeigt. An der östl. Talseite umzog eine etwas tiefer liegende Wallstufe den Burghügel, durch den Bau einer neuen Forststraße, die den Hügel an 3 Seiten umläuft, wurden diese ehem. Außensicherungen zerstört. Ob sich entsprechende Anlagen auch am N- und S-Hang befanden, ist heute nicht mehr erkennbar. Durch den zwischenzeitlichen Verfall, wodurch nur noch an wenigen Stellen in situ befindliche Mauerabschnitte erhalten sind und der gesamte Burghügel von losem Steinmaterial bedeckt ist, das sich zudem mit dem zutage tretenden Fels „vermischt", ist eine Rekonstruktion der Anlage nur sehr eingeschränkt möglich. Einige der von Pöchhacker dargestellten Befunde, wie das komplexe Grundrissgefüge im O mit mehreren „Strebepfeilern", ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Etwa 250 m südl. der Burg liegt innerhalb einer großen Wiese, einer Rodungsinsel, der bereits verödete „Hausbauer" (nach der Admin.Karte NÖ/Blatt 85, „Unterhaus“), der einst die Funktion eines Meierhofs ausübte. Entlang des heutigen Zugangs sind Abschnitte ehem. Altwegtrassen zu beobachten, die den Einschnitt südl. des Burghügels verwenden und Richtung Wolfsgrubsattel führten und – abzweigend? – auch um den O-Fuß des Burghügels liefen. Nach dem Fundmaterial ist eine Nutzung von der 1. H. d. 13. Jhs. bis in das frühe 14. Jh. anzunehmen. Dies stimmt mit den schriftlichen Quellen zu den Jeßnitzern und zur Aufgabe der Burg relativ gut überein. Die von Pöchhacker als Vorgänger vermutete Burg Stein („Hausstein“), für die er keine urk. Nachweise anführt, ist daher in Frage zu stellen.
Text G.R., T.K.
Literatur
  • Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 285 f.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Araburg und Gresten. Niederösterreichs Burgen und Schlösser II/3 (Birken-Reihe), Wien 1975, 150 f.
  • Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 1905
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 I und VIII, A 188
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, 311
  • Herbert Pöchhacker, Burgen und Herrensitze im Bezirk Scheibbs in der Zeit von 1000 bis 1500. Heimatkunde des Bezirkes Scheibbs Bd. 5, Scheibbs 1986, 31, 125 ff.
  • Herbert Pöchhacker, Auf den Spuren der verschwundenen Schlösser und Kirchen unserer Heimat. Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Scheibbs 1980/3 ff., 1981/11, 41 ff.; 1981/12, 46 ff.; 1983/7, 27 f.
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale II. Viertel ober dem Wienerwald. Wien o. J. (1988), Nr. 33/3
  • Herwig Weigl, Materialien zur Geschichte des rittermäßigen Adels im südwestlichen Österreich unter der Enns im 13. und 14. Jahrhundert. Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich 26, Wien 1991, 85 ff.
  • Alois M. Wolfram, Die Wehr- und Schloßbauten des Bezirkes Scheibbs. Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Scheibbs 1965/6 ff., 1969/1, 3; 1969/2, 9 f.; 1969/3, 15 f.; 1969/4, 23
Lageplan (1978-1985) - © Herbert Pöchhacker, K. Wolfram, F. Prenninger
Lageplan (1978-1985)
© Herbert Pöchhacker, K. Wolfram, F. Prenninger