Bitte aktivieren Sie Javascript! Andernfalls kann es sein, dass Inhalte der Website nicht richtig angezeigt werden.

Hauptburgenname Rußbach
ID 926
weitere Burgennamen Oberrußbach
Objekt Burg, stark umgebaut
Adresse A-3702 Oberrußbach (ehem. 4)
KG Oberrußbach
OG/MG/SG Rußbach
VB Korneuburg
BMN34 rechts 729133
BMN34 hoch 370689
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: In Niederrußbach von der B 4 (Wien – Horn) Richtung Oberrußbach, ca. 3,5 km, abzweigen. RAD: In Tiefental vom "Heldenbergweg" Richtung Nieder- und Oberrußbach abzweigen, ca. 5 km. In Niederrußbach trifft man auf eine beschilderte Radroute, die über Oberrußbach in Groß Weikersdorf wieder auf den "Heldenbergweg" trifft.
Geschichte (Ober)rußbach ist im 12. Jh. landesfürstlicher Besitz. Nach dem Sitz nennt sich eine seit der 2. H. d. 13. Jhs. belegbare Seitenlinie der Hrn. v. (Groß-)Rußbach. Letzteren, die seit dem 12. Jh. urk. nachweisbar sind, wird der 1171 genannte und bislang für Oberrußbach vereinnahmte "Herbort de Ruspach" neuerdings zugeordnet. Die erste gesicherte Generation der Oberrußbacher sind die in den 60er und 70er Jahren des 13. Jhs. genannten Brüder Wernhard (II.), Otto, Pilgrim und Wulfing, wobei wir nur über Nachkommenschaft Ottos, nämlich Ulrich, Otto (II.) und Hedwig, unterrichtet sind. Im 14. und 15. Jh. sind die Floyt Herren von Oberrußbach. 1476 folgt diesen Wilhelm v. Auersperg, 1502 kommt der Besitz an die Gfn. v. Hardegg. Bereits zuvor, beim Friedensschluss zwischen den Habsburgern und dem ungarischen König Wladislaw von 1491 wird u. a. "Obern Ruspach" an den Kaiser zurückgestellt. 1567 erscheint das "Geschloss Ruspach", gleichzeitig "der Dorffzehent im Burckhstall". 1590 besitzen (vorübergehend?) die Thurn Oberrußbach. 1617 verkauft Friedrich Gf. v. Hardegg die Hft. an Ludwig v. Polheim. 1663 ist "Ober Rustberg" noch als Zufluchtsstätte vorgesehen. 1797 wird ein Teil des Baues abgetragen. Seit 1985 ist die Anlage im Besitz von Georg Stradiot. Die bei Büttner zu Niederrußbach angeführten Quellenbelege lassen nach Ansicht der Autoren keinen Rückschluß auf einen weiteren Sitz zu.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Die bemerkenswerte Anlage liegt etwa 2,5 km nordnordöstl. des Ortskernes von Niederrußbach am südl. Rand des Dorfes Oberrußbach. Der Sitz nutzte einen gegen die Siedlung ziehenden Ausläufer des südöstl. "Altenberges" (Kote 375), durch den die Ortsstraße zu einer starken Kurve gezwungen wird. Der gegen die Straße nördl., südl. und westl. relativ steil abfallende Geländesporn bot sichtlich geeignete Voraussetzungen für den hochmittelalterlichen Sitz. Die relativ stark ausgebauten Erdsubstruktionen sind noch heute gut erhalten. Zentrum ist ein pyramidenstumpfförmiges Kernwerk mit etwa 29 x 33 m Plateaugröße. Gegenüber dem umlaufenden Graben erreicht es eine Höhe von durchschnittlich 7 m. Ein grabenseitig 5–6 m hoher, feldseitig 7–8 m hoher Ringwall umgibt die Anlage, er mündet östl. in ein ca. 24 x 45 m großes Plateau, dessen Niveau dem des Kernwerks entspricht. Dieser Bereich wird vom Ortsfriedhof und von der kleinen Filialkirche Hl. Margaretha bebaut. Westl. des Kernwerks sind Wall und Graben für eine jüngere Zufahrtsrampe zum Kernwerk verebnet. Diese Seite wurde durch die Anlage eines Vorwerkes zusätzlich gesichert, dessen Plateau tlw. bastionsartig gegen die Straße abfällt. An der S- und W-Seite des Vorwerks sind zusätzliche Wallsicherungen, tlw. zu Wallstufen verebnet, vorhanden, die im weiteren Verlauf im S an den inneren Wallbogen stoßen. An der N-Seite wurde zwischen Wall und Vorwerk eine an der Straße beginnende Auffahrt rezent angelegt. Der innere Burgbereich wird seit kurzem von der Gutsverwaltung als Tiergehege verwendet, zu diesem Zweck durchgeführte Schlägerungen des Unterholzes lassen die eindrucksvolle Form der Anlagen nun klar erkennen. Auf dem Plateau des Kernwerks liegt das ehem. bäuerliche Anwesen Oberrußbach Nr. 4, das äußerlich einen burghaften Eindruck vermittelt und unmittelbar auf den mittelalterlichen Sitz zurückgeht. Eine 4-seitig geführte Umfassungsmauer begrenzt die Massivbebauung, die Seitenlängen des Komplexes betragen zwischen 23 und 31 m. An der S-Front ist ein 2-gesch., unterkellerter, ca. 28 x 8 m großer Wohntrakt eingebunden, der mehrfache Umbauten bis in jüngere Zeit erkennen lässt, als der Bau bäuerlich genutzt wurde. Aus dieser Zeit stammt wohl die charakteristische Binnenstruktur mit Flur, Küche und Stube. Mehrere Detailformen stammen von Bautätigkeiten des 16. Jhs., zumindest eine quadergerahmte Fensteröffnung an der O-Seite ist spätmittelalterlichen Ursprungs. Großflächige Putzabplatzungen, vor allem im O der S-Front, lassen relativ lagerhaftes, kaum ausgezwickeltes Bruchsteinmauerwerk erkennen, dessen Zeitstellung zwischen dem späten 13. und dem frühen 14. Jh. anzusetzen ist. Die Mauerstrukturen gehen ohne Zäsur in die etwa 1,50 m starke östl. Umfassungsmauer über, wo sie, vorbehaltlich sekundärer Veränderungen, über den gesamten Verlauf zu verfolgen sind. Der aus Werksteinen gebildete Eckverband der SO-Ecke besteht an der Basis aus – wohl spolierten – Buckelquadern. Die nördl. Teile der Umfassungsmauer integrieren jüngere 1-gesch. Bauten wirtschaftlicher Nutzung. Während Fundamentreste im O und N auf einen mglw. abgetragenen Zwinger oder eine aufgegebene Baulinie weisen, sind besonders an der N-Seite zahlreiche in den Basisbereich eingearbeitete Buckelquader, darüber hinaus auch riesige "Glattquader" zu beobachten, die naheliegend von einem Vorgängerbau des 13. Jhs. stammen dürften. Die auf dem östl. Plateau situierte Kirche integriert tlw. das 10 x 7 m messende Langhaus einer rom. Saalkirche, deren Baumassen deutlich in den barocken Eröhungen und Erweiterungen erkennbar sind. Im Zuge jüngster Sanierungsmaßnahmen (2004) wurde das rom. Mauerwerk bis in eine Höhe von 2,5 m vom Putz befreit, das nach Mitt. v. Jasmine Wagner um 1200 zeitlich einzuordnen ist. Baubegleitende archäologische Untersuchungen im Kircheninneren erbrachten Fundamentreste eines bedeutend größeren Vorgängerbaus, von dem nur der innere Apsidendurchmesser von 5 m bestimmt werden konnte. Das Mauerwerk der Phase I zeigt nach Mitt. v. Wagner großformatige Quader in regelmäßigen Lagen, was auf eine Errichtung in der 2. H. d. 12. Jhs. hindeuten dürfte. Der deutlich kleinere Nachfolgebau dürfte wohl als Burgkapelle anzusprechen sein, der noch bestehende Polygonalchor datiert in das 14. Jh. An der Außenseite der nördl. Langhauswand ist ein stark bestoßenes Fragment eines figuralen rom. Reliefsteines eingemauert. Die rezente Umbauung des Kirchenplateaus ließ ehem. Außensicherungen dieses zum Sitz gehörenden Bereiches abkommen. Der wohl parallele Bestand von Sitz und Kirche schließt ein Wirtschaftsareal an dieser Stelle aus, eher dürfte dieser, dem bergseitigen Zugang zugewandte Bereich frühzeitig als Kirchenareal und somit als Teil eines gut ausgebauten, repräsentativen Sitzes zu sehen sein. Büttner/Madritsch erwähnen, dass in 20er-Jahren des 20. Jhs. ein Turm abgetragen worden wäre. Nach Schwammenhöfer liegt im Hof ein alter Brunnen, der mit dem Wohnbau durch einen Gang verbunden ist, darüber hinaus soll eine Holzröhrenleitung zu einer nahen Quelle geführt haben. Bislang liegen aus dem Areal Keramikfunde des 14./15. Jhs. vor.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Gut erhaltene Kleinburganlage mit stark umgebauter Massivbebauung. Derzeit Tiergehege.
Touristische Infrastruktur Parkmöglichkeit an der Auffahrt zur Kirche, unmittelbar neben der ehem. Burganlage. Ausgedehnte, bemerkenswert gut erhaltene Hausberganlage mit ruinösen Resten eines kleinen Ansitzes. Durch die Nutzung als Tiergehege ist ein Betreten gegenwärtig nicht möglich, von der benachbarten Kirche ist die Anlage im Wesentlichen einsehbar.
Gasthäuser "Schwammerlhof" in Gaisruck, GH Amstätter in Hausleiten, GH "Zur Weißen Rose" in Göllersdorf, Heurigen-Restaurant Stumwöhrer an der B 4.
Literatur
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 341 ff.
  • Rudolf Büttner, Renate Madritsch, Burgen und Schlösser vom Bisamberg bis Laa/Thaya. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 14 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1987, 32 f.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 165
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 830 f.
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 11/1972, 140
  • Karl Kafka, Wehrkirchen Niederösterreichs II. Wien (Birkenverlag) 1970, 143
  • Karl Keck, Orte des Gerichtsbezirkes Stockerau. In: Karl Keck (Red.): Heimatbuch des politischen Bezirkes Korneuburg (Gerichtsbezirke Korneuburg und Stockerau) 1 (hg. v. Bezirksschulrat Korneuburg), Korneuburg 1957, 377–532, 446 ff.
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon, Ergänzungsband. Berlin 1999, 70
  • Maximilian Weltin (unter Mitarbeit von Dagmar Weltin, Günter Marian, Christina Mochty-Weltin), Urkunde und Geschichte. Niederösterreichs Landesgeschichte im Spiegel der Urkunden seines Landesarchivs. Die Urkunden des Niederösterreichischen Landesarchivs 1109–1314. Niederösterreichisches Urkundenbuch Vorausband. St. Pölten 2004, 147 ff.
  • Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 193 f.
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 75