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Hauptburgenname Patzmannsdorf
ID 946
Objekt nicht mehr erhaltene Wehranlage|Adelssitz|Burgstelle
KG Patzmannsdorf
OG/MG/SG Stronsdorf
VB Mistelbach
BMN34 rechts 746256
BMN34 hoch 388525
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Geschichte Nach Büttner kommt die Hft. bereits nach 1100 von den um Mailberg begüterten Haderichen an die Hrn. v. Falkenberg. Da zu jener Zeit auch die Hrn. v. Asparn hier Besitz haben, entsteht später – so Büttner – neben der Hft. Patzmannsdorf auch ein "Amt Patzmannsdorf". Der 1168/94 urk. genannte "Wirnt de Pacemannesdorf" ist ein Gefolgsmann der Edelfreien v. Asparn. Ein Chunradus wird 1232, ein Wolfgang 1250 genannt. 1267 erscheint Alheidis von "Prunne" (Kottingbrunn), wohl eine Verwandte der Hrn. v. Asparn, mit ihren ritterlichen Gefolgsleuten in Patzmannsdorf, 1268 nennt sie sich selbst nach dem Ort. 1323 verkauft Heinrich v. Brunn seinen örtlichen Besitz, das spätere Amt. 1324 wird das "Haus pei der chirchen ze Patzmanstorf" erwähnt. Weitere "Patzmannsdorfer" sind zuvor 1289, 1294 und 1298 nachweisbar. Ab 1311/14 sitzen Angehörige verschiedener Niederadelsfamilien in Patzmannsdorf, so 1378–1454 die Dürr und ab 1458 die Fronauer. Die Hft. Patzmannsdorf gelangt 1383 von den Hrn. v. Maissau an die Hrn. v. Liechtenstein und über Afra v. Trautmannsdorf 1396 an die Pottendorfer. 1470 verkauft Jorg v. Pottendorf die freieigene Hft. an Gamareth Fronauer, der somit auch in den Besitz der Hft. kommt. Durch Margarethe v. Fronau kommt der Besitz an Hans v. Lamberg, dem ab 1543 Wolf Lamberger folgt. Die neuzeitliche Besitzgeschichte der Hft. und des Amtes ist durch zunehmende Zersplitterung gekennzeichnet. Für das 16. Jh. sind die Hrn. v. Enzersdorf und die Herberstein (bis 1613) zu nennen, für das 17. Jh. die Gera, Hohenfeld, Welz, Strein, Rauber, Schrötl und Haffner.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Patzmannsdorf liegt 2,1 km südwestl. von Stronsdorf am SW-Rand der Laaer Ebene, beiderseits des gegen N entwässernden "Patzmannsdorfer Grabens". Die ehem. Burg ist unmittelbar im Bereich der Pfarrkirche zu lokalisieren. Diese liegt im südl. Bereich des Dorfes, in einer wohl durch den ehem. Sitzbereich hervorgerufenen Verbreiterung des Ortsangers, am orographisch rechten Ufer des "Patzmannsdorfer Grabens". Die dem Hl. Martin geweihte Pfarrkirche ist ein mehrphasiger Barockbau, wobei die Bauphasen zwischen dem späten 17. Jh. und dem späten 18. Jh. anzusetzen sind. Der mittelalterliche Baukern (Schwammenhöfer berichtet von Bauteilen aus Quadermauerwerk) ist heute nicht mehr erkennbar. Der Bau wird vom Friedhof und einer polygonal geführten Kirchhofmauer umgeben, welche im W die Schule und im SO eine kleine Hl. Grab-Kapelle einbindet. Im Dehio wird diese Umfassung als "mittelalterliche Wehrmauer" angesprochen, doch dürfte hier scheinbar ein Zusammenhang mit einer ehem., auch von Kafka postulierten Wehrkirchenfunktion hergestellt worden sein. Die Mauer besteht im N, O und S über weite Abschnitte aus Quadermauerwerk, die mittelformatigen, relativ exakt bearbeiteten Blöcke legen durch die Art der Verlegung eine primäre Verwendung nahe. Tlw. sind jedoch starke Auszwickelungen (als Putzträger?) mit Ziegelmaterial sowie sichtlich neuzeitliche Ergänzungen sichtbar. Mehrfach zu beobachtende Zäsuren gehen wohl auf spätere Veränderungen zurück, große Bereiche im W sind neuzeitlich ersetzt, tlw. jedoch unter Anwendung von spolierten Quadern. Neben der Hl. Grab-Kapelle im S sowie im NW sind zugesetzte, quadergerahmte, mglw. primäre (Tor-)Öffnungen zu beobachten. An der N-Seite bildet sich eine kleine flankenartige Situation aus, wobei hier nur mehr an der Basis quaderartige Strukturen vorhanden sind. Dieser Teil schließt über eine Baunaht an einen von O heranziehenden und mittels einer Ecke nach N bzw. nach außen ablaufenden Mauerteil an. Auch hier sind nur noch an der Basis Quaderlagen zu beobachten, die in oberen Zonen tlw. durch lagige, blockige Bruchsteinstrukturen und durch neuzeitliche Ergänzungen abgelöst werden. Es liegt nahe, in den offensichtlich hochmittelalterlichen, z. T. mehrphasigen Mauerteilen Reste des Burgberinges zu sehen, der nach der Mauerstruktur in das späte 12./beginnende 13. Jh. zu stellen wäre und der später zur Kirchhofbefestigung umfunktioniert bzw. ausgebaut wurde. Schießscharten waren nach älteren Berichten noch zu Beginn des 19. Jhs. erhalten. Die umlaufende breite Grünfläche, die heute parkartig gepflegt ist, markiert den Verlauf des ehem. Grabens. Nach Schwammenhöfer ist der Durchmesser der Anlage mit dem Graben mit etwa 70 m zu rekonstruieren. Im W ist diese Fläche durch den 1804 errichteten Schulbau überlagert, im NO liegen an der Feldseite der Umfassungsmauer Privatgrundstücke. Der Graben führte älteren Berichten zufolge Wasser, von der Bevölkerung wurde er zur Fischzucht verwendet. In der 2. H. d. 19. Jhs. war die volkstümliche Bezeichnung "Burggraben" üblich. Teile des Grabens wurden bei der Errichtung des südl. benachbarten Pfarrhofes zwischen 1753/83 trockengelegt und verebnet. Kafkas Lageskizze zeigt im südöstl. Teil noch eine "sumpfige Lache", die über den nördl. Graben in den Patzmannsdorfer Graben entwässerte. Entsprechende Befunde sind heute nach rezenten Veränderungen nicht mehr möglich.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Sitz abgekommen(?). Gelände frei zugänglich.
Literatur
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 377 f.
  • Rudolf Büttner, Renate Madritsch, Burgen und Schlösser vom Bisamberg bis Laa/Thaya. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 14 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1987, 192 ff.
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 858
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 I und VIII, B 51
  • Karl Kafka, Wehrkirchen Niederösterreichs II. Wien (Birkenverlag) 1970, 18 f.
  • Johannes-Wolfgang Neugebauer, Wehranlagen, Wallburgen, Herrensitze sowie sonstige Befestigungen und Grabhügel der Urzeit, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit im pol. Bezirk Mistelbach. Veröffentlichungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte XI–XII, Wien 1979, Nr. 43
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 82