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Hauptburgenname Klement
ID 96
weitere Burgennamen Ödes Schloß
Objekt Burgruine
KG Klement
OG/MG/SG Ernstbrunn
VB Korneuburg
BMN34 rechts 752134
BMN34 hoch 380975
UTM 33N rechts 0
UTM 33N hoch 0
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: Von Richtung Wien kommend über die A 22 und die B 6 bis nach Ernstbrunn fahren, im Ortszentrum Richtung Klement abzweigen und in der Nähe des Schüttkastens an der südl. Ortsdurchfahrt (in der Nähe einer Bushaltestelle) parken. Der unbeschilderte Zustieg beginnt unmittelbar hinter dem Kasten und führt nach wenigen Minuten zur Burganlage. RAD: Klement ist im Zuge des "Leiserbergweges" erreichbar, der unmittelbar am oben genannten Zustieg vorbeiführt.
Geschichte Ab der 2. H. d. 12. Jhs. erscheinen Angehörige einer sich nach dem Ort nennenden Adelsfamilie. 1294 und 1298 werden in der Burg (dem "Hovse") Klement Urkunden ausgestellt. Die Familie ist bis in die 1. H. d. 15. Jhs. nachweisbar. In der Folge ist die Burg landesfürstliches Lehen. 1451 sitzt ein Ritter Konrad Gußer auf Klement. Seit 1569 nennen sich Familienangehörige der Arberger nach Klement. Durch die Ebersdorfer fällt die Hft. 1572 an die Frhn. v. Gera. 1590 erscheint Wolf Christoph v. Enzersdorf als Burgherr, 1600 Johann Heinrich Frh. v. Kienritz. 1607 besitzen es die Herberstein, danach die Hohenfeld. Von Job Hartmann Frh. v. Welz kommt Klement an die Sinzendorf und wird mit der Hft. Ernstbrunn vereinigt. 1663 noch als Zufluchtsort genannt, zeichnet Vischer die Burg 1672 nur mehr als Ruine. Um 1900 wurden angeblich wesentliche Teile wegen Baufälligkeit abgetragen.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Lage/Baubeschreibung Die stark verfallene Burganlage liegt oberhalb des südwestl. Ortsausganges auf dem sog. "Schloßberg". Diese bewaldete, mäßig hohe Geländezunge, ein Ausläufer des Oberleiserberges (Kote 457), läuft nördl. gegen den Ort, wobei das ortsnahe Ende zur Anlage der Burg genutzt wurde. Auf der ÖK 50/Blatt 24 ist die Anlage durch ein Ruinensymbol ausgewiesen. Die Burganlage ist grundsätzlich in zwei, sowohl funktionell als auch temporär zu trennende Bereiche zu teilen: In einen urspr. Kernbereich im äußersten N der spornartigen Geländezunge und in einen südl. und östl. vorgelagerten, aus Erdwerken gebildeten Vorwerksbereich. Der relativ kleinräumige Bereich der Hochburg ist in Form eines kegelstumpfförmigen Kernwerks erhalten, das wohl bereits frühzeitig durch einen Halsgraben vom relativ flach heranführenden Hinterland abgeschnitten wurde. Nach Schwammenhöfer besitzt das Plateau einen Durchmesser zwischen 24 und 35 m. Das Plateau wird von den Resten eines polygonal geführten Berings umgeben. Neben geringen Resten an der SW-Seite ist vor allem im N ein höher aufgehender, längerer Beringabschnitt erhalten, der mehrfache Abwinkelungen aufweist. Nach Einsturz der Massivbebauung sind anstelle des Berings stellenweise wallartige Schuttablagerungen entstanden, wodurch der ehem. Hof tlw. stark eingetieft erscheint. Reste einer Binnenverbauung sind oberflächlich nicht erhalten. Die Mauerstruktur aus lagerhaft gelegtem Bruchsteinmaterial lässt eine Datierung vor dem späten 13. Jh. keineswegs zu, die aus den urk. Nennungen erschließbare Altburg des 12. Jhs. musste wohl einem Neubau weichen. Eine schmale Terrasse im N und NO wird tlw. von Resten eines äußeren Berings gestützt, verm. eine ehem. Zwingeranlage des späten Mittelalters. Die nüchterne Burganlage verfügt mit ihren ausgedehnten Erdbefestigungen über eine wertvolle fortifikatorische Besonderheit. Die bescheidene Kernburg, die verm. nur durch einen Halsgraben geschützt war, wurde flächenmäßig bedeutend erweitert, sodass sich die Anlage letztlich über eine Fläche von ca. 130 x 170 m erstreckte. Die ungewöhnlich kompliziert ausgebildeten Erdbefestigungen sind gegen einen Angriff aus S und SO gerichtet und bestehen aus 4 hintereinander gestaffelten Wallringen bzw. -linien. Der burgnähere, innere Wallbogen umzieht das Kernwerk im S und O, wobei Letzteres durch einen tiefen Graben vollkommen isoliert erscheint. Der Wallbogen ist durch einen feldseitigen Randwall bastionsartig gestaltet und umzieht auslaufend auch die NO-Seite des Kernwerks, wo er mit einem deutlich erhöhten Abschnitt endet. Ein vorgelagerter, 2. Wallbogen besitzt burgseitig einen niedrigen Randwall und umzieht im O die Flanke des inneren Walles. Beide, besonders im Vorfeld des Kernwerks plateauartig erweiterten Wälle werden von einem 3., einfachen Wall umschlossen, wobei dieser im W eine der Hochburg vorgelagerte Flanke ausbildet und im O mit dem 2. Wall verschleift. Die südl. Stirnseite des Wallsystems ist durch einen weiteren, 4. Wall geschützt, der infolge der bereits dicht heranreichenden beackerten Flächen tlw. verebnet ist. Die Anlagen, die wegen ihres guten Erhaltungszustandes und ihrer Ausprägung höchste Beachtung verdienen, sind keineswegs mit einer hochmittelalterlichen Befestigungsmaßnahme in Verbindung zu bringen, sondern entstammen einer relativ jungen Ausbauphase, die sichtlich in Reaktion auf den Einsatz von schweren Feuerwaffen zu sehen ist. Die bereits präbastionär ausgebildeten Anlagen waren einerseits für den Gebrauch schwerer Artillerie geeignet, andererseits boten derartige Erdanlagen erhöhten Schutz gegen Beschuss. Als Zeitstellung ist folglich das späte 15. Jh., mglw. auch das frühe 16. Jh. vorzuschlagen. Leider sind die beschriebenen Anlagen stark von Baum- und Strauchwerk überwachsen, ein Überblick ist daher nur schwer zu gewinnen. Das im SW des Ortes unweit des Burghügels an der Ortsdurchfahrt situierte "Schloss", ein 2-gesch. 4-Flügelbau, ist wohl der ehemalige Meierhof der Herrschaft. Bis in das 18. Jh. adaptiert, übernahm der Bau nach Aufgabe der Burg vermutlich auch deren Sitzfunktion. Der mglw. im Kern noch mittelalterliche Bau lässt eine bemerkenswerte Baugeschichte erkennen, so sind an der straßenseitigen Front div. Baunähte zu beobachten, die eine komplexe Mehrphasigkeit erkennen lassen. Unter den zahlreichen Putzhorizonten verbergen sich mehrere, ehem. vorkragende Erker, verm. wurde die auch durch Pfeiler(?) gegliederte Front beim Renaissanceumbau durch Dublierungen korrigiert. Der bemerkenswerte Baudekor jener Zeit, die mit Rosetten versehenen Biforen und der prächtige, aus Quaderungen und Balustern bestehende Sgraffitoschmuck beziehen sich erst auf den Letztausbau. Ein nach Schloss Ernstbrunn (s. d.) übertragenes Portal mit Wappen- und Rosettenschmuck ist inschriftlich "1558" datiert und belegt entsprechende Bautätigkeit. Zu den neuzeitlichen Herrschaftsstrukturen zählt auch der unmittelbar am Fuß des Burghügels im 17. Jh. errichtete Schüttkasten, der nach vollständiger Revitalisierung seit 1999 als Veranstaltungsort in Verwendung steht.
Text G.R., T.K., K.Kü.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Stark verfallene Burgruine mit ausgedehnten Erdwerken. Frei zugänglich.
Touristische Infrastruktur Parkmöglichkeiten an der Ortsdurchfahrt, am Beginn des kurzen Zustieges. Stark verfallene Burganlage mit geringen Mauerresten, deren Besuch in erster Linie einem burgenkundlich interessierten Publikum zu empfehlen ist. Neben den Resten einer "Mauerburg" verfügt die Anlage über ein außergewöhnlich ausgedehntes und typologisch bemerkenswertes System von Erdbefestigungen. Die Begehung des stark überwachsenen Geländes erfordert etwas Trittsicherheit und gewohnten Umgang mit ungesichertem Gelände. Die Nutzung des am Fuß der Burgruine gelegenen Schüttkastens, der mit der nötigen Infrastruktur für Ausstellungen und Veranstaltungen ausgestattet wurde, ist bei der MG Ernstbrunn zu erfragen.
Gasthäuser GH Wittmann in Klement, GH "Zur Grünen Insel" in Ernstbrunn, GH "Roter Hahn" in Ernstbrunn, GH Achter in Michelstetten.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 126
  • Gerhard Reichhalter, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber (mit Beiträgen von Günter Marian, Roman Zehetmayer), Burgen Weinviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2005, 90 ff.
  • Rudolf Büttner, Renate Madritsch, Burgen und Schlösser vom Bisamberg bis Laa/Thaya. Burgen und Schlösser in Niederösterreich 14 (Birken-Reihe), St. Pölten–Wien 1987, 64
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 531
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 VIII, K 178
  • Manfred Jasser et al, Schlösser und Burgen im Weinviertel. Schriftenreihe Das Weinviertel 3 (hg. v. Kulturbund Weinviertel), Mistelbach 1979, 59, 97
  • Friedrich-Wilhelm Krahe, Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon, Ergänzungsband. Berlin 1999, 53
  • Johannes-Wolfgang Neugebauer, Wehranlagen, Wallburgen, Herrensitze sowie sonstige Befestigungen und Grabhügel der Urzeit, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit im pol. Bezirk Mistelbach. Veröffentlichungen der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte XI–XII, Wien 1979, Nr. 68a, b
  • Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des mittelalterlichen Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung, Teil 1: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 80/3, 1950, 245–352; Teil 2: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft 81/2–3, 1953, 25–185; – Hans P. Schad'n, Die Hausberge und verwandten Wehranlagen in Niederösterreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Befestigungswesens und seiner Entwicklung vom Ringwall bis zur Mauerburg und Stadtumwehrung. Prähistorische Forschungen 3, Horn–Wien 1953, 164 f.
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale III, Viertel unter dem Manhartsberg. Wien o. J. (1988), Nr. 46
  • Eva Smekal, Beispiele zur gelungenen Revitalisierung von Schüttkästen. In: Speicher, Schüttkästen. Die Schwierigkeit einer zeitgemäßen Nutzung. Denkmalpflege in Niederösterreich 21 (= Mitteilungen aus Niederösterreich 5), St. Pölten 1999, 27–35, 32 f.
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.U.M.B., Nr. 4
Klement. Vischer-Stich von 1672 mit Burgruine und schlossartigem Meierhof im Vordergrund. - © Georg Matthäus Vischer
Klement. Vischer-Stich von 1672 mit Burgruine und schlossartigem Meierhof im Vordergrund.
© Georg Matthäus Vischer
Klement. Die noch heute gültige Planaufnahme - © aus: Schad’n: Hausberge,164
Klement. Die noch heute gültige Planaufnahme
© aus: Schad’n: Hausberge,164
Klement. Der schlossartig ausgebaute Meierhof von O (2001) - © Thomas Zoder
Klement. Der schlossartig ausgebaute Meierhof von O (2001)
© Thomas Zoder