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Hauptburgenname Pfoisau
ID 968
weitere Burgennamen Schlosskogel
Objekt Hausberg|Burgstall|Erdwerk
KG Oberndorf an der Melk
OG/MG/SG Oberndorf an der Melk
VB Scheibbs
BMN34 rechts 665380
BMN34 hoch 323104
UTM 33N rechts 514723.34
UTM 33N hoch 5320860.2
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt 3 km südl. von Oberndorf an der Straße nach Scheibbs westl. zum gegenüber der Melk liegenden „Pfoisaubauern" abzweigen.
Geschichte Die Burg wurde verm. vor 1120 durch die Gfn. v. Formbach errichtet (Pöchhacker). Unterstützt wird diese Annahme durch die Nennung eines Hug v. „Pfolsau“ 1120/44 in einer Urkunde der Formbacher. Durch das örtliche Auftreten der Peilsteiner soll die Anlage bereits M. d. 12. Jhs. ihre Bedeutung eingebüßt haben. In Beziehung zu den Weichselbachern erscheint „Votsaw" 1258. Otto der Hager veräußert 1323 Gülten bei „Pholsavhe", Teil der ldfl. Hft. Peilstein, an das Kloster Lilienfeld (Büttner). 1423 verleiht Hzg. Albrecht IV. die „Veste zu Pholsaw" an Ottokar den Wolfstein. Diesem folgt Gillig II. v. Wolfstein. Um 1440 finden sich urk. Hinweise für die Verödung der Burg, doch dürfte die Burgkapelle längere Zeit, bis in das 17. Jh., instand gehalten worden sein. E. d. 15. Jhs. folgen als Grundherren die Auersperg, A. d. 17. Jhs. die Hofkirchen, danach die Kunitz und 1673 die Sinzendorf. 1591 ist nur mehr das „Pfollsauer Ambt" genannt.
Text G.R.
Lage/Baubeschreibung Die Hausberganlage liegt 3 km südsüdwestl. von Oberndorf an der Melk in der Rotte Pfoisau, unmittelbar am linken Ufer der Melk. Direkt westl. der Anlage befindet sich der Hof „Oberpfoisau", auch „Pfoisaubauer", Pfoisau Nr. 2, an dessen Stelle der ehem. Meierhof der Burg stand. Zur Errichtung des Sitzes wurde das östl. Ende eines natürlichen Hangsporns gewählt, der nördl. und südl. von Seitenbächen der Melk aus dem Gelände geschnitten wurde. Es ist anzunehmen, dass die Erdsubstruktionen zum größten Teil aus dem Gelände gearbeitet, sie z. T. jedoch auch aufgeschüttet wurden. Der nördl. Teil der 2-teiligen Anlage ist das als „Schlosskogel" bezeichnete Kernwerk auf Parzelle Nr. 842 der KG Oberndorf. Es hat die Form eines Pyramidenstumpfs mit abgerundeten Ecken und besitzt ein Plateau von ca. 45 x 35 m Größe. Es liegt etwa 10 m über dem schmalen Wiesenplateau, das sich neben dem Ufer der Melk erstreckt. Gegen die Bergseite wurde ein bis zu 15–20 m breiter Graben angelegt, der noch 3–4 m tief ist und bogenförmig auch um die N- und S-Seite des Kernwerks läuft. Trotz des tiefen natürlichen Einschnitts an der N-Seite wurde hier dem Graben ein Wall vorgelegt, der jedoch gegen O rasch sinkt und in dem über der Melk liegenden Plateau ausläuft. Auch der südl. Abschnitt des Grabens senkt sich zu diesem Plateau, er trennt das südl. benachbarte Vorwerk auf Parzelle Nr. 841 ab. Die heutige Oberfläche des Vorwerks zeigt sich stark gegliedert und gestuft, mglw. ist dafür auch eine alte Wegführung verantwortlich, die Pöchhacker auf seiner Planaufnahme zeigt. Im SW bildet das Vorwerk ein 40 m langes und 14 m breites, N-S-orientiertes Plateau aus, das westl. durch einen Graben gesichert wurde, durch den die Zufahrt zum „Pfoisaubauern" führt. Einige der heute vorhandenen Geländeformationen sind nicht mehr klar einzuordnen, es ist jedoch wahrscheinlich, dass bereits frühzeitig durch den Haus- und Wegbau Veränderungen stattfanden. Klar erkennbar ist, dass der südwestl. Graben des Kernwerks, der im Vorfeld des „Pfoisaubauern" liegt, verebnet wurde. Im Bereich des ehem. Sitzes bestand verm. bis in das 17. Jh. eine Kirche, die mglw. aus der Burgkapelle hervorgegangen ist und deren Ruinen angeblich noch im 19. Jh. vorhanden waren und dann als Steinbruch genutzt wurden. Sie besaß Begräbnisrechte, worauf das nördl. des „Schlosskogels" auf einer Terrasse neben der Melk liegende „Friedhofsackerl" weist. 1960 traten bei Erdarbeiten auf dem Kernwerk Reste einer 1 m starken Mauer zutage, die jedoch entfernt wurden. Damals wurden auch 2 menschliche Skelette gefunden, die Pöchhacker auf eine ehem. Kapellengruft schließen ließen. Demnach wäre anzunehmen, dass die Kirche auf dem Kernwerk der Anlage gestanden ist. Die Eigentümer des „Pfoisaubauern" berichten noch heute, dass beim Setzen von Pfosten auf dem Kernwerk diese immer wieder im Boden „verschwunden" seien. Die aus dem Burgbereich stammende Keramik datiert vom 12.–14./15. Jh. Da die Anlage nur mit Gras und einigen Obstbäumen bewachsen ist und z. T. als Viehkoppel genutzt wird, ist sie relativ gut überblickbar. Sie gehört sicherlich zu den bedeutendsten Bodendenkmälern ihrer Art innerhalb des Bezirks.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Derzeit (2006) noch gut erhaltene Hausberganlage, tlw. frei zugänglich.
Literatur
  • Marina Kaltenegger, Thomas Kühtreiber, Gerhard Reichhalter, Patrick Schicht, Herwig Weigl, Burgen Mostviertel (hg. v. Falko Daim). Wien 2007, 193 ff.
  • Rudolf Büttner, Burgen und Schlösser zwischen Araburg und Gresten. Niederösterreichs Burgen und Schlösser II/3 (Birken-Reihe), Wien 1975, 154
  • Rudolf Büttner, Die Wehrorganisation der frühen Babenbergerzeit im Einzelhofgebiet der Bezirke Melk und Scheibbs. Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 42 (Babenberger-Forschungen), Wien 1976, 26–37, 34
  • Dehio Niederösterreich, südlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt), 2 Bde. Horn–Wien 2003, 1590
  • Heide Dienst, Regionalgeschichte und Gesellschaft im Hochmittelalter am Beispiel Österreichs. Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Ergänzungsbd. 27, Wien–Graz 1990, 253
  • Fundberichte aus Österreich (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1930 ff. 6/1951–55, 152
  • Engelbert Grubner, Oberndorfer Häuserbuch. Oberndorf 1996, 132 f.
  • Engelbert Grubner, Oberndorfer Heimatbuch. Oberndorf 2000, 70 ff.
  • Heinrich Weigl, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A), Band I–VII, Wien 1964–1975. – Fritz Eheim, Max Weltin, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich (Reihe A). Ergänzungen und Berichtigungen, Band VIII, Wien 1981 I, B 215
  • Herbert Pöchhacker, Burgen und Herrensitze im Bezirk Scheibbs in der Zeit von 1000 bis 1500. Heimatkunde des Bezirkes Scheibbs Bd. 5, Scheibbs 1986, 191 ff.
  • Hermann Schwammenhöfer, Archäologische Denkmale II. Viertel ober dem Wienerwald. Wien o. J. (1988), Nr. 89
  • Alois M. Wolfram, Die Wehr- und Schloßbauten des Bezirkes Scheibbs. Heimatkundliche Beilage zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Scheibbs 1965/6 ff., 1965/9, 49 f.
Hausberg von O (2006) - © Gerhard Reichhalter
Hausberg von O (2006)
© Gerhard Reichhalter
Lageplan (1974) - © Herbert Pöchhacker, A. Pöchhacker
Lageplan (1974)
© Herbert Pöchhacker, A. Pöchhacker