St. Pölten und Niederösterreich als Untersuchungsregionen
Der Themenbereich erforscht anhand dieser Objektgruppe diese drei Konnotationen von Mobilität vergleichend und ergänzend historisch-archäologisch für das heutige Niederösterreich. Da die exzeptionellen Grabungsergebnisse am Domplatz in St. Pölten den Dreh- und Angelpunkt bilden, konzentrieren sich die Forschungen auf den Raum um die heutige Landeshauptstadt. Es ist geplant, neben der Stadt St. Pölten die beiden großen Wallfahrtsorte Sonntagberg und Maria Taferl sowie die beiden kleineren Wallfahrtsorte Maria Langegg und Mank zu beleuchten. Ausgehend von der bisher zum Thema vorhandenen Literatur werden zudem Fragen nach den Wallfahrtströmen in bzw. durch Niederösterreich sowie nach den mit Wallfahrten verbundenen Ideentransfers gestellt.
Während zur neuzeitlichen Frömmigkeitsgeschichte im Allgemeinen sowie zum Wallfahrtswesen im Besonderen reichlich Literatur vorliegt, ist das Wissen über regionale und soziale Ausdifferenzierungen immer noch sehr beschränkt. Innerhalb der Vielfalt an materieller Hinterlassenschaft religiöser Praktiken eignen sie sich besonders, um der Mobilität als Katalysator religiöser Strömungen und Ideen nachzuspüren. Die Thematik ist auch im Spannungsfeld zwischen religiösen Normen und sozialer Praxis angesiedelt. Während die ältere Forschung in diesen Objekten Belege der Konfessionalisierung sah, zeigen neuere Ansätze, dass das Erwerben und Tragen mobiler Religiosa über Konfessionsgrenzen hinwegreichte und auch die Aufklärung überdauerte. Der am IMAREAL bearbeitete Themenbereich kann dazu beitragen, eine Forschungslücke zu schließen und bietet gleichzeitig Grundlagenforschung für Fragen religiöser Dynamiken auf dem Gebiet des heutigen Niederösterreichs in der Frühen Neuzeit.