Was versteht man unter den Wiener Stadtbüchern?
Im Wiener Stadt- und Landesarchiv liegen unter der Handschriftensignatur A 285/1-3 drei Foliobände in Leder, die üblicherweise als „Wiener Testamentsbücher“ bezeichnet werden. Die Quelle nennt sich selbst „Stadtbuch“ und ist ihrem Charakter nach tatsächlich den Stadtbüchern zuzuordnen. Die Bezeichnung Testamentsbuch ist nicht nur unzeitgenössisch, sondern aus zwei Gründen irrig: Erstens enthält die Quelle keineswegs nur letztwillige Verfügungen, zweitens sind diese keine Testamente, sondern letztwillige Verfügungen anderer Art, sogenannte „Geschäfte“. Neben jenen enthalten die Stadtbücher weitere Eintragungen. Sie sind zum einen privatrechtlicher Natur; die meisten betreffen wie auch die Geschäfte das Erbrecht (Erbteilungen, Verwandtschaftsweisungen) oder Probleme der Nachlassverteilung (Feststellungen echter Not in bezug auf nachgelassene Schulden, Gütergemeinschaftsabreden). Andere Eintragungen haben öffentlichrechtlichen Charakter wie etwa die Ratslisten, Ratsweisungen und Handwerksordnungen.
Die vorliegenden Bände der gedruckten Edition der Wiener Stadtbücher enthalten ein rechtshistorisches Glossar und ein kurzregestenartiges Verzeichnis der Eintragungen.
Um sie besser nutzen zu können und als Vorbereitung für die Gesamtregister nach Abschluss der Edition werden hier einige Register online angeboten, welche die Benutzung der vorliegenden Bände erleichtern sollen. Diese sind als „work in progress“ zu verstehen und repräsentieren den jeweiligen Stand ihrer Anlage. Die Verweise in den Registern beziehen sich jeweils auf die vergebenen Nummern der Einträge in der Edition.
Folgende Register werden angeboten:
Die „Wiener Stadtbücher“ stellen eine Rechtsquelle ersten Ranges dar, sind aber nicht nur für die Rechtsgeschichte von Bedeutung, sondern ebenso – um nur einige Wissenschaftszweige zu nennen – für die Kultur-, die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Die Volledition wurde im Jahre 1989 begonnen und ist bis 2017 auf fünf Bände angewachsen, welche die Jahre 1395 bis 1421 umfassen.
Diese Bände der Edition der Wiener Stadtbücher sind bisher erschienen:
hrsg. von Wilhelm Brauneder und Gerhard Jaritz (Fontes Rerum Austriacarum III/10/1), Wien-Köln 1989.
hrsg. von Wilhelm Brauneder, Gerhard Jaritz und Christian Neschwara (Fontes Rerum Austriacarum III/10/2), Wien-Köln 1998.
hrsg. von Gerhard Jaritz und Christian Neschwara (Fontes Rerum Austriacarum III/10/3), Wien-Köln 2006.
hrsg. von Gerhard Jaritz und Christian Neschwara (Fontes Rerum Austriacarum III/10/4), Wien-Köln 2009.
hrsg. von Gerhard Jaritz und Christian Neschwara (Fontes Rerum Austriacarum III/10/5), Wien-Köln 2018.