Tagung
TRANSMEDIAL – DIGITAL?
Potenziale aktueller Ansätze in der Forschung zu Bild & Text in der Vormoderne
Aufgrund aktueller Umstände wird die Tagung in Form einer zweiteiligen Veranstaltung stattfinden:
Teil I: Online-Konferenz für die Beiträger*innen und Organisator*innen der Tagung am 5. November 2021
Teil II: Öffentlicher Workshop in Präsenz in Krems am 26. und 27. Mai 2022
Veranstalter:
Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit (IMAREAL), Universität Salzburg
Organisatiorinnen: Isabella Nicka, Heike Schlie
Ziel der Veranstaltung ist es, aktuelle Positionen der kunstwissenschaftlichen, literaturwissenschaftlichen, komparatistischen und kulturwissenschaftlichen Forschung zu vormodernen Formen von Bild-Text-Medialitäten zu versammeln. Die Tagung soll eine Plattform für eine Forschungsdiskussion zur Intermedialität von Bild und Text (im Sinne einer Medientheorie für die Vormoderne) bieten, auch unter Berücksichtigung der sich zur Bild-Text-Forschung entwickelnden Methoden der Digital Humanities. Wir sind sowohl an Ansätzen interessiert, die keine dezidierte Anbindung an die Digital Humanities haben, als auch an Konzepten, die mit digitalen Operationen arbeiten.
Wir setzen voraus, dass gerade die medialen Verschränkungen, Wechselwirkungen und Formen der Interaktion von Bild und Text die Medienlandschaft der Vormoderne wesentlich geprägt haben. Im Vordergrund soll daher die Frage stehen, welche Phänomene von Intermedialität/ Transmedialität/ Plurimedialität mit verschiedenen Ansätzen erfasst, beschrieben und analysiert werden können. Es soll eruiert werden, welche Aspekte dabei bisher keine oder zu wenig Berücksichtigung fanden, die aktuell durch neue theoretische Konzepte und insbesondere auch durch die digitalen Möglichkeiten und Aufbereitungen in den Blick geraten.
Die Untersuchungen von Text-Bild-Verhältnissen, die beispielsweise für das Mittelalter schwerpunktmäßig in dem Bereich der illuminierten Handschriften vorgenommen worden sind, haben auf der Grundlage eines close reading/close viewing zur Hervorbringung von Theorien, Begriffen und Vorstellungen einer vormodernen Plurimedialität geführt, während andere Gattungen (Bildmedien mit Inschriften) zwar erfasst, aber vielleicht weniger systematisch in Hinsicht auf das mediale Zusammenspiel untersucht worden sind. Für die Frage von Intermedialitäten stehen aber nicht nur Medien aus Mittelalter und früher Neuzeit im Fokus, die innerhalb eines Werks Text und Bild verbinden, wie etwa illustrierte Frühdrucke oder Objekte der Goldschmiedekunst, die für Semantisierung und Wirkung eine bestimmte Hybridisierung von Text und Bild nutzen (Konmedialität). Alle Formen von impliziten Text-Bild-Verhältnissen, bei denen Entwicklungen oder Motive aus einem anderen Medium reflektiert, aufgegriffen oder transformiert werden, sind ebenfalls in Hinsicht der vormodernen (inter)medialen Dynamiken zu berücksichtigen. Implizite Bild-Text-Verhältnisse bestehen auch bei Referenzen eines Textes auf ein vorausgesetztes, aber absentes Bild und umgekehrt. Auf der Tagung soll es weniger um eine abstrakte Ausdifferenzierung der heutigen Medialitätsbegriffe gehen als um das Erfassen eines historischen Umgangs mit den Möglichkeiten der Medien, ihren Hybridisierungen und ihrem gegenseitigen Framing.
Eine Motivation für die Tagung war unter anderem die Erfahrungen im Rahmen des Projektes ONAMA (Ontology of Narratives of the Middle Ages), an dem das IMAREAL beteiligt ist. Die Kooperation zweier Langzeitprojekte, der Bilddatenbank REALonline und der Mittelhochdeutschen Begriffsdatenbank (MHDBDB), zielt darauf ab, die Bestandteile von Narrativen detailliert zu modellieren und damit medienübergreifende Analysen auf der Ebene von Konfigurationen, Rollen und Funktionen narrativer Bausteine zu ermöglichen. Mit den generierten Daten können künftig auch die Strategien der beiden Medien besser gefasst und ihre Eigenschaften genauer bestimmt werden.
Da darüber hinaus eine theoretische Bild-Text-Forschung am IMAREAL vertreten ist, die mit einem close viewing/close reading von Text-Bild-Hybriden arbeitet, ist unsere Frage, wie in der heutigen Forschungslandschaft diese mit einem distant reading- bzw. distant viewing-Ansatz, der sich auf digitale Analysetools stützt, in einen produktiven Dialog treten kann.
Die Evaluierung unterschiedlicher Interaktionsformen von Bild und Text sowie die Präsentation neuer Ansätze in der Bild-Text-Forschung – mit und ohne dem Einsatz digitaler Technologien – soll im Rahmen der Tagung nicht zuletzt zeigen, welche neuen Fragen und Themen analysiert werden können, wenn die Wechselwirkungen der beiden Medien sowie die unterschiedlichen Mittel, die für die Vermittlung bestimmter Inhalte, Emotionen oder Konzepte bereitstehen, reflektiert werden. Dabei denken wir unter anderem an Fragen zu Funktionalisierungen von repräsentierter materieller Kultur oder Handlungssettings in Narrativen in Bild und Text oder an sinngenerierende Verdichtungen, die im Rahmen des Aufgreifens und Transformierens von etablierten Narrativen in neuen Kontexten zu beobachten sind.