Das Projekt ONAMA – Ontology of Narratives of the Middle Ages – hat zum Ziel, einen systematischen Vergleich der Strukturen und Bausteine von vielen Narrativen in der Literatur und in Bildern des Mittelalters zu ermöglichen.
Die im Projekt ONAMA erarbeitete Ontologie bildet die Grundlage für die Identifikation von Mustern und Besonderheiten im Aufbau von Narrativen, die in Bildern und in Texten des Mittelalters überliefert sind. Ursachen und Funktionen solcher Muster können davon ausgehend in weiterer Folge untersucht werden.
Narrative mit einer Ontologie erforschen
In ONAMA wird ein Modell für eine medienübergreifende Beschreibung von Handlungen, Aktanten, Settings und zeitlichen Strukturen entwickelt. Diese Beschreibungen erfassen neben den konstituierenden Grundelementen transmedialer „Erzählkerne“ deren jeweilige textliche und bildliche Realisierungen im Detail. Sie gehen damit über den „Plot“ einer Geschichte oder eines Bilderzyklus weit hinaus. Die digitale Aufbereitung der Narrative wird mit Semantic Web-Technologien umgesetzt, um sie künftig auch in maschinenlesbare Kontexte integrieren und für umfassende Analysen verfügbar machen zu können. Im Laufe des Projekts wird ein Frontend erstellt, das einen einfachen Zugang zu den Bestandteilen von Erzählungen in Bild und Text bietet. Darüber hinaus werden die Daten auch für komplexe Abfragen via SPARQL zur Verfügung stehen. Mit Hilfe der Narrativ-Ontologie können Bild- und Textquellen derart annotiert werden, dass die generierten Daten Aufschlüsse über die Genese und Tradierung von Erzählkernen, Figurenkonstellationen, Handlungsmuster etc. im jeweiligen Medium und in der medienübergreifenden Zusammenschau ermöglichen.
Zwei Engel fordern den schwerkranken Hl. Ulrich auf, die Messe zu lesen. Bei der Elevatio erscheint Ulrich die Hand Gottes. Rechts: Hl. Ulrich heilt Kranke. Meister der Ulrichslegende, Tafelbild, Augsburg, St. Urich und Afra, um 1450. REALonline Bildnr. 015644.
Bestehende Digital Humanities-Projekte als Grundlage nutzen
ONAMA stützt sich dabei auf die breite Datenbasis von zwei Langzeitprojekten aus dem Bereich der Digital Humanities an der Universität Salzburg: die Mittelhochdeutsche Begriffsdatenbank (MHDBDB) und die Bilddatenbank REALonline des IMAREAL in Krems. In REALonline sind visuelle Medien unterschiedlicher Gattungen und Techniken (schwerpunktmäßig 14.–16. Jahrhundert) nach einem Modell erfasst, das alle semantischen Bestandteile eines Bildes und ihre Eigenschaften sowie Beziehungen zwischen diesen einzelnen Bildelementen berücksichtigt. In der MHDBDB bietet ein onomasiologisches Begriffssystem den Zugang zu über 650 Texten, die von Heldenepen über religiöse Kleindichtung bis hin zu Fabeln reichen.
Konzipiert und erarbeitet wird ONAMA von Katharina Zeppezauer-Wachauer, Peter Hinkelmanns und Manuel Schwembacher von der MHDBDB und Miriam Landkammer und Isabella Nicka vom IMAREAL.
Die Laufzeit des Projekts ONAMA erstreckt sich vom 01.03.2019 bis zum 31.12.2021. Es wird aus dem Förderprogramm der Österreichischen Akademie der Wissenschaften go!digital finanziert.