Der Zapfhahn und sein Küken
Sie wurden nicht erst für das Oktoberfest erfunden: Konushähne dienten bereits ab dem Spätmittelalter als Verschluss von Flüssigkeitsbehältern.
Konushähne wurden in Fässer mit Wasser, Öl oder Bier geschlagen. Auch Handwaschgefäße für die Körperpflege oder zur rituellen Handwaschung wurden mit derartigen Hähnen versehen. Frühneuzeitliche Gießgefäße aus Zinn weisen ebenfalls Konushähne als Ausguss auf. Massivere Exemplare dienten zur Regulierung des Flüssigkeitsstroms an Brunnen oder Wasserleitungen.
Solche Zapfhähne aus Buntmetall wurden häufig in Nürnberger Gießereien hergestellt. Mit einer Schlagmarke konnte das Stück als Produkt eines Meisters bzw. einer Werkstatt (und damit auch als Qualitätsarbeit) gekennzeichnet werden. Beim so genannten Durchgangshahn ist ein Ende des Körpers als Zulaufrohr, das in den Behälter geschlagen wird, und das gegenüber liegende als Auslaufrohr gestaltet. In einer mittig angebrachten Durchbohrung des Körpers sitzt der dazugehörige Verschlusszapfen, das „Küken“. Sein konischer Unterteil ist durchlocht. Wird der Griff gedreht und die Bohrung steht quer zum Rohr, ist der Durchlauf der Flüssigkeit unterbrochen.
In der archäologischen Fachliteratur wird heute die technisch-funktionale Ansprache als „Konushahn“ gegenüber Bezeichnungen wie „Zapfhahn“, „Wasserhahn“ oder „Bierhahn“ bevorzugt. Im Mittelalter waren verschiedene Begriffe in Gebrauch, so etwa neben „Zapfen“ auch „Schnabel“ oder „Rüssel“.
Für Drehzapfen an Fässern und Brunnen dürfte bereits im Spätmittelalter die Bezeichnung „Hahn“ üblich gewesen sein. Walter Drack leitet dies (dem Grimmschen Deutschen Wörterbuch folgend) von der Zuschreibung des Hahns als „geiler Vogel“ und in weiterer Folge der Übernahme der Bedeutung „Hahn“ oder „Hähnchen“ für das männliche Glied ab, aus dem schließlich „der Hahn am Fasse“ entstand. Dieser neuen Bezeichnung dürfte dann die Ausgestaltung des aus Buntmetall gegossenen Griffes in Hahnenform gefolgt sein, wie sie ab dem Spätmittelalter regelmäßig nachweisbar ist.
Christina Schmid