Elisabeth Vavra
Pfau
Aus den Regenwäldern Südasiens kam er vermutlich um 500 v. Chr. nach Griechenland. Als Lieblingstier und Attribut der Göttin Hera tummelten sich Pfaue in deren Tempel auf Samos. Hera verdankte er seine prachtvollen Federn, so erzählt Ovid in den Metamorphosen: Sie schmückte die Schwanzfedern mit den hundert Augen des von Hermes getöteten Wächters Argos, der Io, die in eine Färse verwandelte Geliebte des Zeus, bewacht hatte.
In der christlichen Symbolik verkörpert der Pfau die Unsterblichkeit, da sein Fleisch als unverweslich galt. Über ein diesbezügliches Experiment berichtet der Kirchenvater Augustinus: Ein Stück Pfauenbraten blieb nach 30 Tagen und sogar noch nach einem Jahr genießbar. Der Pfau ist zwar ein Genuss für das Auge, aber ein Albtraum für das Ohr, lässt er seine durchdringenden Schreie ertönen. Das geschieht immer dann, wenn er seine hässlichen Füße erblickt, so der Physiologus und Konrad von Megenberg. Mit dem Spätmittelalter verschiebt sich die Bedeutung des Pfaus ins Negative. Seine Schönheit lässt ihn nun zum Symbol für das Laster des Hochmuts und der Eitelkeit werden. Schon Aristoteles hatte ihn ja als missgünstig und eitel bezeichnet. In der mohammedanischen Überlieferung musste er mit Adam und Eva das Paradies verlassen und symbolisiert den Hochmut des ersten Menschenpaares.
Obwohl als Ziervogel in Pfauengärten gehalten, fand der Pfau sich auch in den Speisekammern. Römische Kaiser setzten ihren Gästen Gerichte aus Pfauenhirnen und -zungen vor. Die Rezeptsammlung Le Viandier, vor 1320 entstanden, lieferte Rezepte für den Pfauenbraten: Haut mit Federn abziehen, Vogel am Spieß braten und schließlich wieder in das Federkleid stecken – fertig war das Schauessen. In der mittelalterlichen Alexanderdichtung legten edle Damen und Herren ihre Eide auf den so zubereiteten Pfau ab (Voeux de Paon). Und noch in Gräffers Appetit-Lexikon von1830 findet sich der Pfau als Schaugericht „auf der Tafel großer Herren“.