Christina Antenhofer

Welche Tiere tummeln sich in Inventaren?

1) Tiere, die mit kostbaren Materialien auf Stoffe gewebt sind: Drosseln mit Schnabel und rubinroten Füßen auf einem azurblauen Goldtuch eines Mantels mit passenden Ärmeln der Antonia Visconti; Wachteln, Hunde und Schmetterlinge, durchwirkt mit Ähren, auf einem Mantel aus azurblauer Seide mit passender Kapuze. Ferner: zwei Löwen, Adler aus Gold, Hasen aus Gold auf grünem Grund, Hirschkühe und Falken aus Gold, Pfauen und Hühner, Falken und Schlangen; Wölfinnen auf einem rubinroten Goldtuch, Hunde und Hirsche; Bracken, Igel und Falken mit Eicheln; Hähne und Stachelschweine.

2) Tiere als Materialspender: Pelzchen und Felle von Hermelin, Feh, Wolf und Marder, aber auch von spanischen Katzen (gatti spagnoli) bei Bianca Maria Sforza. Federn verschiedener Art: Schreibfedern und ein Fleugenwadel aus Pfauenfedern bei Paula Gonzaga; in einen vergoldeten Federhalter mit drei Füßchen konnte Antonia Visconti Federn stecken und als Zahnstocher verwenden.

3) Tiere als Trophäen: diese finden sich in Burginventaren; Eberhard im Bart schickte seiner Schwiegermutter Barbara von Brandenburg das Geweih eines Hirschen, den er selbst erlegt hatte, dazu zwei Körbchen Hirschtalg und Talg aus Knochenmark.

4) Lebende Tiere: Pferde, Kühe, Schweine, Ochsen im Haus der Viridis Visconti in Laibach/Ljubljana.

5) Tiere, die geschmückt werden: ein Halsband für einen Hund (wintband) aus Perlen mit einem Ring besaß Eberhard von Württemberg.

6) Tiere als Spender für Exotica: Straußenei, Straußenfedern, Nautilusmuschel, Koralle, Schlangenzunge und natürlich Einhorn. – Was ist hier aber wohl das bemerkenswerteste Tier? Zweifelsfrei das Stachelschwein. Es wird als tierisches Heilmittel in der Materia medica des Dioskurides angeführt und wurde wohl von den Römern aus Afrika importiert. Plinius bewunderte es wegen seiner Schwanzstacheln, die es gegen Hunde ausschleudern konnte (LexdMa). Vielleicht der Grund, warum Louis von Orléans, Gatte Valentina Viscontis, 1393 den Orden des Stachelschweins gründete?

Abbildung:
Stachelschwein. Georgica curiosa aucta, Band 2 | 1716-1716 | Kupferstich
REALonline 016899