Das IMAREAL als Gastgeber der Colloques Château Gaillard
Vom 3. bis 9. September 2022 fand auf Schloss Goldegg, Land Salzburg, das 30 Colloque Château Gaillard statt. Seit den frühen 1960er Jahren treffen sich im 2-Jahresrhythmus Burgenforscher*innen aus Mittel- und Westeuropa einschließlich der Vereinigten Staaten, um sich zu einem gemeinsamen Thema auszutauschen (http://colloquechateaugaillard.eu/).
Im heurigen Jahr stand die Konferenz unter dem Thema „Burg und Kirche“: Dabei wurde das vielfältige Verhältnis dieser beiden Phänomene auf zwei ebenen beleuchtet: Einerseits standen die baulichen Beziehungen zwischen Burgen und Kirchen im Fokus. In vielen europäischen Regionen stehen Kirchen auch im baulichen Verband oder zumindest topographischer Nähe zu Burgen, was Fragen nach der Eigentümerschaft, der rechtlichen Beziehungen, aber auch nach der Nutzung von Kirchen mit Seelsorgefunktionen im Alltag aufwirft. Damit wird bereits klar, dass es auch um die Wechselbeziehungen von „Kirche“ auf institutioneller wie religiös-ideologischer Ebene in Bezug zu Burgen geht: Vielerorts wurden insbesondere im Früh- und Hochmittelalter durch Adelige Eigenkirchen mit seelsorglichen Funktionen gegründet und Priester installiert – eine historische Entwicklung, die mit dem Investiturstreit langfristig zu einer stärkeren rechtlichen Trennung der beiden Sphären führte, aber gleichzeitig Katalysator für Burgenbau war. Zudem wurden Burgen auch von Geistlichen, wie Bischöfen oder Äbten, gegründet bzw. erworben. Auch hier waren die Gründe vielfältig, wie Vorträge aus verschiedenen europäischen Ländern zeigten, und reichen von militärischen und wirtschaftlichen Gründen bis hin zur Schaffung von Sommerresidenzen.
Damit fügte sich die Tagung sehr gut in die IMAREAL-Forschungsperspektive „Object Links“, in deren Rahmen soziale Beziehungen über materielle Objekte – hier in Gestalt von Kirchen und Burgen – erforscht werden. Der Tagungsort Goldegg war für das Tagungsthema ideal, war doch die Erzbischöfe von Salzburg wie auch das Salzburger Domkapitel maßgebliche Burgenbauer. Daher wurden im Rahmenprogramm der Tagung auch Exkursionen unter anderem zu den Burgen Hohensalzburg, Mauterndorf und Hohenwerfen unternommen. Auf Hohenwerfen wurde die Tagungsgesellschaft von der Salzburg Burgen & Schlösser Betriebsführung, vertreten durch den Kastellan von Hohenwerfen, Karl-Heinz Leitner, zu einer höchst beeindruckenden Greifvogelvorführung und einem anschließenden Empfang eingeladen. Beides wird den Tagungsteilnehmer*innen noch lange in Erinnerung bleiben!
Als Tagungsorganisator möchte sich das IMAREAL bei allen bedanken, die für das Gelingen der Tagung beigetragen haben: Dies sind neben der Salzburg Burgen & Schlösser Betriebsführung vor allem die Gemeinde Goldegg und der Kulturverein Goldegg als Betreiber des Seminarzentrums im Schloss Goldegg, der Gemeinde Flachau, vertreten durch Bürgermeister Thomas Oberreiter, für den Empfang auf Schloss Höch, und den Gastronomie- und Beherbergungsbetrieben in und um Goldegg. Ein besonderer Dank gilt allen österreichischen Kolleginnen und Kollegen, die durch Führungen und andere Mitarbeit diese Tagung erst ermöglicht haben: Martin Aigner (www.burgenseite.com), Ullin Hampel (Salzburg Museum, Fachbereich Archäologie), Peter Höglinger (Bundesdenkmalamt, Abteilung für Archäologie), Markus Jeitler (Österreichische Akademie der Wissenschaften, Forschungsbereich Geschichte der Habsburgermonarchie), Martin Krenn (Bundesdenkmalamt, Abteilung für Archäologie) und Patrick Schicht (Bundesdenkmalamt, Landeskonservatorat für Niederösterreich). Last, but not least, sei den Studierenden der Universität Salzburg (Ramona Holub, Melanie Salvenmoser und Gregor Staudacher) für ihre Unterstützung vor Ort gedankt!
