Der Nikolaihof Mautern als florierender Wirtschaftsstandort
Im Rahmen des Interdisziplinären Forschungsprojekts „Nikolaihof“ kommt mir die Aufgabe zu, die Bau- und Besitzgeschichte dieses ehemaligen klösterlichen Lesehofes zu erarbeiten, der sich bis 1803 im Eigentum des Augustinerchorherrenstiftes St. Nikola vor Passau befand.
Das bayerische Kloster verfügte über umfangreiche Besitzungen im heutigen Nieder- und Oberösterreich, wobei der Hof in Mautern aufgrund seiner beachtlichen Wirtschaftsleistung eine herausragende Position einnahm. Die Einkommensbasis dieses „Außenpostens“ an der Donau bildete seit dem 13. Jahrhundert die Land- und Forstwirtschaft, die Kultivierung von Äckern, Wiesen, Wald, Obst- und Weingärten führte über Jahrhunderte hinweg zu einer so günstigen Ertragslage, dass sich die Aufrechterhaltung des Wirtschaftsstandortes Nikolaihof für das Mutterkloster in Passau bis zu seiner Aufhebung lohnte.
Generationen von Hofmeistern hatten die Besitzstruktur des Nikolaihofes schrittweise weiterentwickelt, wobei sich der Weinbau als dominierender Wirtschaftszweig herausbildete. Vom 13. bis 16. Jahrhundert kam es zu einer deutlichen Ausweitung des Weingartenbesitzes, der insbesondere in der Stadt Krems-Stein und Umgebung verortet werden kann, weiters in der Wachau sowie in den Gemeinden Obritzberg-Rust, Wölbling und Statzendorf (Bezirk St. Pölten-Land). Das Bayerische Hauptstaatsarchiv München verwahrt mit dem Urbar der Jahre 1432-1521 (Kloster St. Nikola Passau, Amtsbücher und Akten 417) eine frühe Schriftquelle, in der schon zahlreiche, dem Nikolaihof zugehörige Weingärten verzeichnet sind – zum Teil unter Angabe der Riednamen: So befanden sich beispielsweise in der Gemeinde Obritzberg-Rust die Rieden „Ellent“, „Lacz am Lerich Püchl“ und „Pockh“.
Anhand von Urbaren, Zehent-Registern, Rechnungsbüchern und Grundbüchern können die Besitzverhältnisse des Nikolaihofes Mautern bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts überblickt werden. Dem Weinbau wurde ein besonderer Stellenwert beigemessen, wenngleich die genaue Dokumentation der notwendigen Tätigkeiten in den Weingärten verdeutlicht, dass die Weinwirtschaft einen gewissen Arbeits- und Kostenaufwand bedeutete – gerechnet haben sich diese Mehrausgaben am Ende durchaus.
Meine bisherigen Erkenntnisse fußen auf der Analyse vielfältigen Quellenmaterials aus dem Niederösterreichischen Landesarchiv, vor allem aber aus dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv. In München lagert der größte Teil des archivarischen Nachlasses des Klosters St. Nikola. Urkunden, Amtsbücher und Akten zur Geschichte des Nikolaihofes Mautern sind in diesem Archiv zu finden.
Bedingt durch die Corona-Pandemie und die immer wieder verhängten Lockdowns war es mir nicht möglich, die Recherchen im Hauptstaatsarchiv München selbst durchzuführen. Dankenswerter Weise erhielt ich Unterstützung von Magdalena März und Simon Kuhn, die meine Bestandslisten vor Ort in München abarbeiteten, Archivgut durchblätterten und Fotos anfertigten. Für Ihre kollegiale Hilfe bin ich sehr dankbar – und so schließe ich mit der gewonnenen erfreulichen Erkenntnis, dass solidarisches Handeln in Krisenzeiten vieles ermöglicht!