Weinbauregion Wachau
Die Wachau ist eine Weinbauregion mit langer Tradition. Darauf verweisen die zahlreichen Lesehöfe geistlicher Einrichtungen, die als zum Teil denkmalgeschützte Gebäude das bauliche Bild entlang der Donau prägen. Vor allem im Hochmittelalter kamen zahlreiche österreichische, salzburgische, bayrische und böhmische Klöster und Hochstifte durch Schenkung oder Kauf in den Besitz von Weingärten in der Wachau, zu deren Verwaltung so genannte Lesehöfe eingerichtet und in unterschiedlichem Ausmaß repräsentativ ausgestattet wurden, wie etwa der Nikolaihof in Mautern, der Erlahof in Spitz oder der Göttweigerhof in Stein). Durch die ständige Präsenz der Vertreter der geistlichen Einrichtungen in den Wirtschaftsbetrieben vor Ort entstanden dichte Beziehungsnetzwerke lokaler wie überregionaler Natur. Die Lesehöfe dienten auswärtigen wie ortsansässigen Akteuren gleichermaßen als Schnittstelle ihrer Interessen. Dies ist nicht zuletzt bis heute sichtbar in Form der überlieferten Bauwerke und historischen Dokumente wie Objekte.
Bis heute sind etwa 100 Lesehöfe nieder- und oberösterreichischer, bayrischer, salzburgischer, steirischer und böhmischer Klöster dokumentiert.
Bisher wurden einzelne Höfe lediglich in ihrem lokalen Kontext als Teil des lokalen historischen Baubestandes beschrieben und bewertet. Eine grundlegende Erfassung der sozial- und wirtschafts- wie bauhistorischen Daten sowie deren wissenschaftliche Bewertung fehlt ebenso wie eine Kartierung und Visualisierung deren Verteilung.
Wesentliches Ziel des geplanten Projektes ist daher die möglichst breite Erfassung der Klosterhöfe, um eine Grundlage für eine interdisziplinäre Bearbeitung des Phänomens zu schaffen und damit einen Beitrag zu leisten für die Erforschung der Weltkulturerbe-Region Wachau.
Besonders interessieren dabei die Wirkungsbeziehungen und Praktiken, die im Kontext der Klosterhöfe zu beobachten sind und in die Institutionen und Personen ebenso eingebunden waren wie die materielle Welt. Die am Institut für Realienkunde entwickelten Forschungsperspektiven Object Links – Objects link und Material(i)ties bilden für diese Zugänge einen fruchtbaren Diskussionsrahmen. Eine internationale Kooperation besteht mit dem Projekt Stadthöfe – Monastic and Noble Courtyards in Medieval Towns as Interfaces of Town-country Relations, einem Teilprojekt des an der Universität Kiel angesiedelten Exzellenzclusters ROOTS – Konnektivität von Gesellschaft, Umwelt und Kultur in vergangenen Welten.